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Literakische
Skizzen.
um sodann das Ganze einer gemeinschaftlichen Ueber:
arbeitung und Feilung zu unterziehen.
Selbstverständlich steuert zu dieser Kollektivarbeit
jeder das Seinige seiner Natur gemäß bei, und die
Eigentiimlichkeit der beiderseitigen Beiträge entspricht der
Verschiedenheit der beiden Mitarbeiter, wie diese schon
in deren Namen sich ausprägt. Der blonde, hochstirnige
Erckmann, träumerisch und empfindsam, brav und
unpraktisch, ein durchaus germanischer.Typus und des
Deutschen mächtig, hat eine starke Neigung zum Phan:
tastisihen, während der schwarzbraune, energisch blickende
Chatrian, eine ganz gallo:romanische Erscheinung und
nur des Französischen vollständig kundig, durch einen
realistischen Zug sich auszeichnet, der nach Schärfe und
Klarheit strebt. Er spielt, obgleich der jüngere, ein wenig
die Vorsehung seines Vordermanns und nimmt auch,
als der praltischere Genosse, den geschäftlichen Teil der
Schriftstellerei, den Verkehr mit Verleger, Zeitung und
Druckerei, auf seine Schultern. Ebenso wird ihm wohl
bei der literarischen Ausführung gewöhnlich der mehr
allgemeine und logische Teil zufallen, während Erckmann
mehr die gemütliche Ausnialerei des Details besorgt, deren
allzu romantische Auswüchse sodann die kritische Schere
des Realisten auf ein erspries3liches Maß zurückschneidet.
Selbstverständlich ist diese Verteilung keine streng durchs
geführte. Wenn auch der phantasievolle Erckmann, der
alte fahrende Schüler, der Land und Leute seiner Heimat
weit besser als den studirt hat Cobwohl