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Studien.
Freie
mindeste übrig bleibt. Jhr bewahrt daher immer einen
gewissen religiösen Instinkt, den ihr weder zu erklären,
noch zu rechtfertigen, noch zu gebrauchen wis;t, und der
gerade hinreicht, um alle eure Begriffe zu verwirren.
Eure Empfindung ist weder stark genug, um zu glauben,
noch euer Gedanke klar genug, um zu urteilen; ihr
seid nichts als Hnlbmänner, weibische Seelen, geistlich:
weltliche A1nphibien, zu nichts nüZe als zum Dünger
einer neuen Generation. Wie sollte denn im Staate
die Kirche nicht der Zivilisation in den Haaren liegen,
da in eurem Herzen der religiöse Instinkt mit dem freien
Willen hadert2 Jener Kampf ist nur die Folge von
diesem. Aber in eurem blinden Auskliirungsdünkel ver:
folgt ihr die Geistlichkeit unter jeder Bedingung und ver:
teidigt die Religion um jeden Preis; statt duldsam zu sein
gegen den Priester, dessen Existenz nur die Frucht eurer
Bornirtheit ist, und die unverniinftigen und umnenschlichen
Grundsä2,e der Religion anzugreifen, davon alles Uebel
herkommt. Es versteht sich, daß hier zwischen Katholi:
zismus und Protestantismus nicht der geringste prinzipielle
Unterschied besteht. Die kulturhistorische That der Refor:
mation in Ehrenl aber indem der ProtestantisInus nicht
nur die freie Forschung negirte, sondern sogar die Aus:
legung der,Bibel mit Hilfe seiner symbolischen Bücher ein
für allemal festnagelte, sank er in die Erstarrung des
blinden Glaubens zurück und ist nichts mehr als eine
zweite, sogenannte dnrchgesehene Auflage des Katholis
zismus, welche eine pfäfsische Scheinkonstitution an