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Studien.
Freie
Es gibt also, genau betrachtet, nichts Lebendiges,.
das absolut häßlich wäre; und wenn uns gewisse Tieres
mis3fallen, so geschieht dies, weil der tierische Organismus
auch die Bedingung unseres Daseins ist und das Jdeali
der eigenen Gattung als Objekt der Vergleichung sichs
geltend macht. Eine Pflanze oder ein Mineral wider:
streben uns kaum, weil nur das Gleichartige sich abstoßt,.
wie es sich anzieht. Häßlichkeit und Schönheit sind also
nur Maßbegrifse der Vergleichung. Das Erschaffene stellt
eine ästhetische Stusenleiter höherer oder niederer Bildung
dar, je nachdem das wirkende Geseg an den einzelnen.
Gestaltungen in mehr oder weniger vollständiger oder
gleichmäßiger Entwicklung sich offenbart; und jedes Tier,
wie häßlich es auch sein mag, war in einem gegebenen,
Augenblick das Meisterstück der Schöpfung.
Ebenso ist das bewußte Jdeal des Künstlers vom
spontanen des Jndividuums durch keine bestimmte Grenz:
linie geschieden. Gleichwohl würde die Kunst ihr Ziel.
verfehlen, wenn sie die Naturschönheit nur in der zu:
fälligen Form spontaner Auffassung wiedergeben wollte
das wäre nichts als eine Naturgeschichte in Bildern;
sie muß vielmehr ein Jdeal hervorbringen, das, genugsam
gereinigt und verdichtet, dem GeseYe jenen energischen
Ausdruck verleiht, der das Gefühl des Schönen in unserem.
Bewußtsein lebendig macht. Denn die Absicht der Kunst
geht dahin, die Vollkommenheit des logischen Geseyes durch
die sinnliche Schönheit darzuthun, die demselben entspringt.
Nur das Jdeal in uns kann uns das Schönheitsgefiihl