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Studien.
Freie
unentbehrlichcr, je mehr die Thätigkeit der Massen an
die Stelle der individuellen That tritt. Heutzutage sind
die besten Absichten und die größten Anstrengungen der
Regierungen nicht im stande, Fruchtbares und Dauerhastes
hervorzubringen ohne den Beistand der Freiheit.
Der Held der großen kaiserlichen Epopöe hat vers
geblich seinen Homer und Phidias gesucht. Dank der
Republik, die ihm einen Maler hinterließ, konnte er
einige Bilder seiner Person den kommenden Geschlechtern
iiberliefern; aber der ruhmgierige Eroberer hat weder
Kunst noch Literatur erobert, den einzig wahren Ruhm,
und die Regierung seiner Nachfolger hat die Früchte der
großen Umwälzung geerntet, deren Fortsetz,er und Bändiger
er war. So viel Glanz, Macht und Stolz, so viele
Siege, den Genius der Nation zu starheln und das
Nichtsl Die Freiheit war abwesend, und die Nation blieb
unfruchtbar. Napoleon, weniger glücklich als Ludwig der
Vierzehnte, wird kein Denkmal im Geiste haben, sein Kodex
sogar wird vor einer einfacheren und liberaleren GeseZs
gebung verschwinden, nichts von ihm wird übrig bleiben,
auslöschen wird er im Andenken des Volks trotz seiner
Thaten das ist die Strafe, welche die Freiheit über
ihn verhängt: Versunken und vergessen, das ist der Freis
heit Flucht
Seit den Zeiten der Renaissance ist man der Kunst
nie huldvoller entgegengekommen als heutzutage; doch ver:
geblich streichelt man das Talent und schmeichelt man dem
Geist: das Talent müht sich ab, aber der Geist weigert