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Wenn wir uns nun in Betresf der Skulptur nach
Deutschland wenden, so ist hervorzuheben, daß hier die nach
der Zopfzeit wiedererstandene Klassizität in Dannecker
einen Vertreter besaß, wie Frankreich keinen aufzUweisen
hatte, und der selbst den hauptsächliihsten Vorgänger in
dieser Richtung, den etwas süßlichen und glatten Canova,
durch Ernst und Würde der Auffassung übertraf. Das
gegen fand das sich nun entwickelnde Streben nachsleben:
digerer Naturwahrheit keinen Bildner bei uns, dertdem
Franzosen Rude an die Seite zu stellen wäre. In
Deutschland verhält es sich mit der Bildhauerei wie mit
der Malerei: wie.wir im großen Wandbild für das
nationale Bauwerk den Franzosen den Rang abliefen, so
übertreffen wir sie im monumentalen Standbild, das für
den öffentlichen Platz bestimmt ist. Hier, wo es mehr
auf Komposition und Stil im allgemeinen ankommt, sind
wir die Meister. Freilich haben auch wir, abgesehen von
einemlschauerlichen iUhland in Tübingen,i einem traurigen
List in Reutlingen und anderen Geisteslichtern gleich un:
seliger Verewigung, in unseren Städten eine Anzahl
Goethe und Schiller umherstehen, welche den Nachkommen
die Unsterblichkeit. wohl verleiden könnten. Aber troh
aller französischen Geschicklichkeit hat doch niemand die
moderne Kleidung stilistisch besser zu verwerten gewußt
wie Rietschel; und die Würde, die er diesen geschnittenen
und geschneiderten Lappen noch abzugewinnen versteht, ist
Pfau, Kunst und Kritik. It. 4