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Bauwerk.
solche Opfer wenigstens fiir ein vollständiges, ästhetisch
erfreuliches Kunstdenkmal bringen zu können ein Fall,
der freilich beim Kölner Dom nicht unbedingt eintrisst.
Vor allem aber ist nicht zu vergessen, daß der Münster:
bau der freien Städte neben den kirchlich:religiäsen auch
seine bürgerlich:patriotischen Triebfedern hatte und das;
gerade diese leHteren es sind, welche ihre Spannkraft bei
wahrt haben. Nicht die christliche Kirche wollen die
Uln1er vollendet sehen, sondern das Wahrzeichen ihrer
Stadt. das Monument ihrer Selbständigkeit. Generationen
haben gearbeitet, um es aufzurichten, und die Lebenden
sehen ihre Ehre darein, es zu Ende zu führen. Dieses
sich forterbende, die Jahrhunderte verbindende Ge1nein:
gefühl hat etwas Achtungswertes, tief im Wesen des
Menschen Begründetes. Denns in der That mag
immerhin das Münster den Stempel einer Verfallzeit
tragen, mag ihm die Einheit der Konzeption abgehen,
mag es mehr Gebrechliches aufzuweisen haben als Meister:
liches, mag es zur Stunde noch ein unförmlicher Rumpf
sein es ist und bleibt eine ehrwürdige Urkunde ge:
selliger Anstrengung und geistiger Arbeit, ein großartiges
Zeugnis treuen, eifrigen Ringens nach einer idealen Gek
staltung menschlichen Daseins und man kann dieses
iWerk längst verschwundener Mitkämpfer nicht betrachten
ohne historische Rührung. Möge es denn seiner Vollendung
entgegengehen, das Monu1nent der freien Stadti Und ist
es eine Kirche, was thut7s2 E die weltliche Gesellschaft
hat ja ihr Denkmal noch nicht gefunden. Nicht den