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Bauwerke.
Choranlage unliebsam verstärkt. Dazu kommen quadra:
tische, einer lebendigen Gliederung ermangelnde Pfeilen
die, ungewöhnlich eng gestellt, steile lanzettsörmige Scheide:
bögen tragen und deren spiirliche, an den Schiffseiten bis
ins Gewölb aufsteigende Dienste den Eindruck der Schwere
selbst mit Hilfe von Konsolen und Statuen nicht
vermindern könnten; ihre langen, dünnen Linien machen
vielmehr die leere Höhe der Hochschiffwa11d nur noch
fiihlbarer. Diese karge Derbheit der Anlage ist schuld,
das; das Schiff trotz seiner Breite eng nnd die Höhe,
obgleich geringer als die des Kölner Doms, iibern1äßig
erscheint. Dabei hat Moriz Ensingers Gewölbe eine
Bogenfiihrung, die viel zu häßlich ist, um dem aufblicken:
den Auge eine Entschädigung zu bieten. Ueberdies hat
er, statt seine Gurtenbögen auf den für sie bestimmten
Kapitälen der Dienste auszufegen, ein zweites Kapital in
Konsolenform über dem ersten angebracht und eine un:
verzeihliche Pfuscherarbeit geliefert. Selbstverständlich
konnten auch die Unterfahrungen Engelbergs nicht zur
Verschönerung der Kirche beitragen, um so weniger als
derselbe mit dem Turm eine Kur vornahm, welche zwar
vom edelsten unserer Hanstiere den Namen borgt, sich
jedoch keines besondern Rufs zu erfreuen hat. Die innern
Tur1npfeiler bedurften ohne Zweifel einer Stärkung, hätten
sich aber mit einer geringeren Dosis begniigt. Sein
Verfahren beweist die Mangelhaftigkeit seiner statischen
Kenntnisse und im Verein mit Moriz Ensingcrs Pfu:
scherei die handwerksmiißige Unwissenheit der damaligen