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Plasiifkhe
Bilhwerke.
hinaus. A1n gliicklichsten war noch der Maler B6nou:
ville: dieser stellte seine Heldin als einfache Schäferin dar,
wie sie der patriotischen Mahnung lauscht, die ihr vom
Himmel zu kommen scheint. Seit dem Krieg haben sich
die Mädchen von Orleans noch zahlreicher in den Aus:
stellungeni eingefunden; auch ist es begreiflich, daß nach
solcher Niederlage die Jdee nationaler Befreiung und Auf:
richtung, welche sich in dieser Figur verkärpert, die Phan:
tasie der Künstler aufs neue beschäftigte. Bald sah man
die Heldin zum Kampfe gerüstet, bald auf dem Scheuer:
hausen stehen, oder erschien sie gar in Gesellschaft des
ebenso unvermeidlichen Vercingetorix. Aber wenn an all
diesen Erscheinungen der Patriotismus mehr Anteil hatte
als die Kunst, so bringt nun Chapu eine Marmorfigur,
welche, nach Art von Benouvilles Auffassung, die be:
geisterte Schäserin zeigt und gleich vortrefflich durch Kam:
position wie durch Modellirung ist.
Chapus Johanna ist weder ein Mannweib noch
eine Besefsene, sondern ein naives Bauernkind. Die vorn
glattgestrichenen, hinten in einem nachlässig gewundenen
Zopf auf die Schulter fallenden Haare passen zu ihren
schlichten, im Ausdruck edlen, in der Form volkstümlichen
Zügen. Jhre Anmut ist ländlicher, kräftiger Natur, und
obwohl sie nicht die majestätische Fülle der Heldengestalt,
sondern die keuschen Umrisse der Jungfrau hat, erscheint
ihr Körper hinlänglirh stark gebaut, um Hel1n und Panzer
tragen zu können. Selber erstaunt über die Gedanken,
die plötzlich in ihrer Seele emporsteigen, ist sie in die