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Deutsche Malerei.
Bildern wie die ,,Begegnung im Kahntt, die ,,Eiuladung
zur Kahnfahrttt, ,,Lotte am StickrahmenH mit Werther
zu ihren Füßen, und so weiter Figuren aus der
Atmosphäre desSalonlebens fein Talent am besten
zur Geltung. Bezeichnend für seine Kunstweise ist die
niederländische Szene ei la Terburg: ,,Nach TischH. Die:
selbe stellt eine musikalische Unterhaltung vor und ver:
bindet äußerst fleißige Ausführung mit vornehmer Grazie
und koloristischer Wirkung. Aber das alles ist so fein ge:
tiftelt, so glatt lackirt, so ohne innere Spriihkraftt Man
sieht den Figuren an, daß sie bloß zum Gemaltwerden
auf der Welt sind und sich geduldig in ihr Schicksal er:
geben kurz, man vermißt den schöpferischen Funken.
Den entgegengesetz,ten Standpunkt nimmt Ludwig
von Hagn C1820J ein, der sich zu Anfang der fünfziger
Jahre längere Zeit in Paris aushielt, um sein koloristisches
Talent dort auszubilden. Obwohl an kein bestimmtes
Vorbild sich anschließend, hat er jenen geistreichen,Vortrag
gewisser Franzosen sich angeeignet, welcher, ohne ins ein:
zelne sich, zu verlieren, das charakteristische Wesen einer
Erscheinung mit breitem, saftigen: Pinsel wiedergibt. Was
den Figuren an zeichnerischer Schärfe abgeht, wird durch
den harmonischen Fluß der Massenwirkung ersegt, und
indem am rechten Play,und im richtigen Maß die Farbe
für die Form eintritt, entsteht eine einheitliche GesanIt:
wirkung, die kein Detail vermissen läßt. Früher malte
Hagn hauptsächlich Sittenbilder aus der Rokokozeit; später
auch Szenen aus dem Kirchen: und Klosterleben, immer