Historie.
Max.
Lindenschmit.
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Das bevorzugte Motiv seinersBilder von etwas phan:
tastischer Konzeption und schwärmerischem AnfIug ist die
,,MärtyrerinH, das jugendlich schöne, leidende Weib; und
das häufigste Ziel seiner ktinstlerischen Bemühungen ist
die Rührung mit Hilfe des Mitleids. Diese Wirkung
weiß er durch einfache Wahrheit, durch die 1nilde, massige
Abtonung der Farbe, welche gleichwohl ihre Kontraste
hat, und durch eine seelische Anmut der Darstellung zu
erreichen, die sich freilich manchmal bis ins Krankhafte
steigert. Auch der Szene bei Janus fehlt es nicht an
überraschender Wirkung. Aber wenn Max gewöhnlich
findet, so merkt man auch öfter, daß er gesucht hat,
und mit der gar zu modernen Figur des Auferweckers
ist dies der Fall. Wie man beim Gebhardtschen Christus
an der Naivitiit des Malers zweifelt, so glaubt man
beim Maxschen nicht an die Heiligkeit des Christus; denn
der an des Töchterleins Bett sihende elegante Wunder:
doktor erinnert zu sehr an den Magnetiseur und sein
Medium.
Von kräftigerem und gesunderem Wuchs find die
Schöpsungen Wilhelm Lindenschmits C1829J, der
sich in Antwerpen und Paris ausbildete und realistifche
Jndividualisirung mit historischem Stil zu einem har:
1nonischen Ganzen zu verbinden weiß. Seit Anfang der
sechziger Jahre Professor an der Münchener Akademie,
widmete er sich vorzugsweise der Kostiimhistorie, wie Piloty,
aber mit weit mehr Verständnis für den historischen Cha:
rakter, sowie mit originellerer Auffassung und kräftigem