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ifche Malerei.
Mehr dem historischen Genrebild widmet sich der
Schüler Robert:Fleurys, Eh arles Comte C1815J, dessen
,,Begegnung Heinrichs 1Il. und des Herzogs von GniseH
ihn zuerst zur Geltung brachte. Die Handlung spielt auf
idem Vorplatz, des Schlosses zu Blois; der frische Schnee,
der den Boden bedeckt und sich auf die Vorspriinge der
Architektur gelagert hat, erhellt kaum den grauen Winter:
tag. Heinrich, das Gebetbuch in der Hand, ist soeben die
große Freitreppe herabgestiegen, auf welcher sein Gefolge
ihm nachkon1mt. Auf der andern Seite erscheint der Herzog
mit seiner Begleitung. Die beiden Widersacher sind nämlich
auf dem Weg zur Kirche, um in christlicher Versöhnlichkeit
gen1einschaftlich das Abendmahl zu nehmen was frei:
lich den König nicht abhielt, den Herzog am folgenden
Tag ermorden zu lassen. Diese gewitterschwangere Situas
tion ist vortrefflich dargestellt. Der stutzerhaft geschniegelte
weibische Heinrich I1l., mit dem Ausdruck feiger Hinter:
list zu Boden blickend, schleicht scheu einher wie das böse,
Gewissen, während der mannhafte Guise in seine be:
griißende Geberde ebensoviel Stolz legt als Ehrerbietung.
Nicht weniger gelungen sind die Edelleute der beiden
feindlichen Gruppen, deren drohende Haltung und heraus:
forderndes Mienenspiel die höfische Sitte umsonst zu vers
bergen strebt. Einen eigentümlichen Kontrast bilden die
farbigen Gewänder des Renaissancekostiims mit dem Winter:
lich kalten Weißgran der Umgebung; es ist, als ob auch
die Farbenwelt diese in fürstlichen Glanz, gehiillte, kühl
verräterische Doppelziingigkeit zum Ausdruck bringen wollte.