Vorläufer der
Die
modernen
sSchulZ.
Jngres.
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So erinnert zum Beispiel der aus dem Meer austauchende
Gegenstand, an welchen Angelika gefesselt ist, mehr an
einen riesigen Zuckerhut als an einen ordentlichen Felsen.
Nicht ungern versuchte sich Jngre3 auch im historischen
Genre, wie ,,Der Tod Leonardo da Vincis3tt, ,,Heinrich IV.
empfängt 1nit seinen Kindern spielend den spanischen
Gesandtentt, ,,Ludwig XIV. und Molierett und Achn:
liches. Trog der sorgfältigen Ausführung, der historischen
Genauigkeit und selbst einer gewissen malerischen Eigen:
schaft lassen jedoch die meisten dieser Bilder einer un:
gelenken Phantasie den Beschauer unbefriedigt: es fehlt
am Fluß der Linien, an frischem Leben, an freier Be:
wegung. Geradezu überraschend durch ihr Kolorit da:
gegen sind zwei Geurebilder, welche den ,,Papst Pius VIl.
in der Sixtinischen Kapellett, umgeben von den Würden:
trägem der Kirche, darstellen wo also die Handlung
abwesend und die Gruppirung gegeben ist. Hier hat die
Farbe eine Wärme und Sättigung bei einer vortrefflichen,
die Tiefe der Riju1nlichkeit wiedergebenden Gesamtwirkung,
wie sie der Künstler sonst nirgends wiedergefunden hat,
und die ihn geradewegs zu einem bedeutenden Koloriften
stempeln. Sein Hauptwerk aus der christlichen Legende,
,,Das Martyriun1 des heiligen Symphoriantt, ist ebenso
hervorragend durch die tüchtige Ausführung der einzelnen
Gestalten als wenig erbanlich durch die ungeschickte An:
ordnung gehäufter Figuren und ineinandergedrängter
Gruppen. 4 Dasselbe gilt von seine1n andern Hauptwerk
ans dem antiken Kreise, der ,,Apotheose Honier:iH. Hier