Kunst
Die
unter
Kaiserteirh.
dem
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Als schlagendes Beispiel von der Gewalt und Wirt:
sa1nkeit der Farbe sei hier ein kleines Bild von J sraels,
einem Amsterdan1er, ,,Das stille HausH betitelt. erwähnt.
Dieses ist von der einfachsten und an sich uubedentendsten
Komposition, die man sich denken kann. Ein Zimmer,
fast ohne Möbel, mit einigen gemalten Geschirren ver:
ziert; ein altmodisches, diinnstimmiges Hackbrett von
Klavier, an dem ein Mädchen spielt, dem Beschauer den
Rücken kehrend; ein anderes Mädchen, das dabei sigt und
einen blauen Strumpf stopft das ist alles, und wäre
auch so viel wie nichts ohne den Sonnenstrahl, der ihnen
Gesellschaft leistet und ihre bescheidene Häuslichkeit verklärt.
Dieser Gegenstand ist sicherlich der alltäglichste, nnd doch
fesselt das Bild aller Augen. Das Kolorit ist nicht das
traditionelle der niederländischen Schule, es ist vielmehr
in der Schule der Natur nachgesehen und verbessert; es
hat einen realistischen Anstrich. Der Sonnenstrahl er:
scheint hier nicht als Effekthafcherei, sondern als etwas
Selbstverständliches, das in jedes ordentliche Zimmer ge:
hört. Hier ist nicht bloß eine Lichtwirkung nachgeah1nt,
sondern ein Stimmungseffekt erzielt, der iiberivältigend ist.
Die Poesie der Farbe erscheint hier in ihrer ganzen Macht
und bringt jenes heimliche Behagen der Häuslichkeit mit
einer Bestim1ntheit nnd Unmittelbarkeit zur Empfindung,
die sich nur mit der Wirkung des Geruchs vergleichen läßt.
Mochte übrigens immerhin die romantische Periode
noch ein unverdautes Stück Plastik im Leibe tragen, so
ist andererseits nicht zu leugnen, daß Männer n;ie Scheffer