Rcalismus.
Groux.
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Es ist daher klar, das; die Geschicklichkeit in der
Nachahmung, weit entfernt das Hanptziel der Kunst zu
sein, ihr im Gegenteil verderblich werden kann. Der
Grad des Realismus, der einem Ge1nälde ansteht, wechselt
natürlich mit dem Gegenstand, dem Endzweck und der
Dimension. Das Porträt verträgt mehr Realis1nus als
die Person in Thätigkeit, der unorganischere Haar: und
Federnbalg des Tiers mehr als die organisclJere Haut
des Menschen, 1md die tote Natur mehr als das lebendige
Geschöpf. Jn einem kleinen Genrebild darf der Schein
der Wirklichkeit weiter getrieben werden als in einem
großen Historienge1nälde. Aber es gibt Grenzen, nnd
überall, wo statt der Jllnsion des Gefühls die Jllnsion
der Sinne bewirkt werden will, zieht die Kunst sich zuriick
nnd überläßt ihren Plah dem Handwerk.
Sagen wir gleich, daß der belgische Realisn1us nicht
so ausschließlicher Natur ist; wenn er das Jdeal nicht
aussucht, so flieht er es nicht, und auch mit der Tradition,
deren Technik hinter dem Nat.uralismus seiner Darstellung
zum Vorschein kommt, weiß er sich zu Verständigen. Er
sucht allerdings die Richtigkeit des Lokaltons ein
Streben, das der realistischen Bewegung eigentümlich und
nur zu loben ist; aber er vergißt darüber nicht, das; die
Schönheit des Kolorits eine pshchologische Absicht nnd die
Harmonie der Gesamtwirkung einen ästhetischen Zweck hat,
Charles De Groux ist als das
Haupt dieser Schule zu betrachten. Seine Gegenstände
sind gewöhnlich dem täglichen Leben entnommen und