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seinem Pflichtgefühl leisten kann, und daß es in dieser
seiner Sphäre verharre. Jnsofern der Mensch die
geringeren oder größeren Fähigkeiten anderer in Be:
tracht zieht, soll er seine Vorzüge gebrauchen, um
diesen zu helfen, nicht um sich hervorzuthun, und
sein Minderwerth soll ihn nicht grämen, sondern ihm
ein Quell der Freude sein, edlere Werke zu bewun:
dern. Ich kann unmöglich die tiefinnige Wonne be:
schreiben, die ich beim Anblick der Meisterschaft Turners
und Tintorettos zu empfinden pflegte, da mein eige:
nen Kunstanlagen sich zu entwickeln begannen, und alle
wahren Künstler werden zugeben, daß die persönliche
Freude, etwas Schönes zu schaffen, weit geringer ist
als die zu sehen, wie etwas Schönes geschaffen wird.
Drum möchte ich in Marmor über jede Schulthüre
und über jede Pforte einer Universität die Warnung
einmeißeln lassen:
,,sNichts soll entstehen aus Wettstreit und Eitelkeitss.
Und ich würde für jede Altersstufe der Schüler eine
Prüfungsweise feststellen, die den Durchschnitts:Ans
lagen und. sLeistungen so entspräche, daß keiner von
ihnen, der seinen Stunden beigewohnt hat und gegen
seine Lehrer gehorsam war, fürchten brauchte, die Prüfung
nicht zu bestehen; indessen die Mannigfaltigkeit dieser
Priifungsweise dennoch natürliche Auszeichnungen in
Bezug auf die Fortschritte in besondern Fächern und
Geschicklichkeit in einzelnen Künsten zuließe. Außer