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schen, der gerne die Wuth des Spielers, die Schwels
gereien des Vagabunden, die Balgereien des ver:
lumpten Soldaten, die Schande des Kebsweibs sieht
und malt; nehmen wir einen Menschen, der sich am
Staub der Lumpen und der Gemeinheit labt: man
spreche mit ihm über die Gesehe der Schönheit, man
zwinge ihn, das zu zeichnen, was wir wollen, wie
wir es wollen, und er besudelt mit seinem Wesen,
was er anrührt. Man thut besser daran, eine Schnecke
zu belehren, keine Schleimspuren zurückzulassen. Man
versuche, bei einem unbedeutenden Menschen künsts
lerische Phantasie zu wecken; man wird nichts Festes
oder Geordnetes in seinen Gedanken, nichts Verläßs
liches in seinem Auge, nichts in seiner Einbildungs:
kraft vorfinden. Er vermag nicht, sich zwei Dinge
in der richtigen Beziehung zu einander, um wieviel
weniger sich zwanzig auf einmal oder gar ein Ganzes
vorzustellen. Es drängt sich bei ihm alles eins nach
dem andern zuoberst, und jedes Einzelne ist gleich
groß. Titiau oder Veronese jedoch kombinieren so
ruhig, als ob sie sprechen würden. Sie stellen sich die
Sache eben so vor, sie sehen sie eben so: richtig und
harmonisch; sie reden nicht über Komposition, vers
stehen kaum, daß geringere Menschen die Dinge anders
sehen, wissen jedoch, daß wenn diese sie anders sehen,
mit ihnen nichts anzufangen ist, man mag mit ihnen
reden wie man will. TO. R.J