der
Geschichte
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Kun1i
des
AlterEhj;cm5.
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Minerva weit über Lebensgröße, und zeigt den Styl der
Griechischen Kunst vorgeschritten bis zum stark ausge:
,driickten Charakter des Gewaltigen nnd Großen. Der
Meister dieses Denkmals Verwandte überaus viele Sorg:
falt, ja religieusen Fleiß auf die Vollendung jedes Theils.
Zwei; Dinge sind besonders deutlich zu bemerken, und
nach unserer Einsicht höchst merkwürdig. Erstlich das
vor allen auf das Große und Gewaltige gerichtete Beßre:
den des .5tünstlers, welcher seine Absicht auch in dem
Grade erreichte, daß er selbst dem Furchtbaren nahe kam,
so viereXigt, breit geschultert, gerade, ge.wichtig und
fest auftretend erscheint die Figur in ihrer Stellung.
Vor Alters muß es ihr skeinesweges an Schmuck gefehlt
haben, wie deutliche Spuren von Nägeln beweisen, mit
welchen vielleicht ehemals die Schlangen von Erz aus dem
Brustharnisch befestigt waren. Gepuht ist sie nicht; das
Gewand hängt in nachläßiger Unordnung um die Glieder,
als habe die Göttin, indem sie nicht zu gefallen sondern
zu imponiren suchte, alles Zierliche im 2cnzuge verschmäht.
Die zweite Bemerkung ist, daß man durchaus kein
Trachten gewahrt nach Massen und Mannigfaltigkeit in
den Falten, und kein Streben, breite ruhige Partieen den
schmalen, häufig unterbrocyenen entgegen zu stellen; wo:
durch dieser Sturz sich als ein vor dem Phidias entstans
denes Werk zu bewähren scheint. Denn in allen Denk;
malen, welche nach höchster Wahrscheinlichkeit aus der
Zeit dieses großen Meisters herrühren, bemerkt man zwar
noch keine malerifchen auf Licht und Schatten berechnete
Massen, aber doch einen feineren Geschmacks, eine sorg2
fältigece Wahl und ein Begehren des Schönen, so weit