Volltext: Winckelmann's Geschichte der Kunst des Alterthums: Mit 7 Kupfern (Bd. 5 = [Gesch. d. K. d. A.], Bd. 3)

der 
Geschichte 
de r 
Kun1i 
des 
AlterEhj;cm5. 
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Minerva weit über Lebensgröße, und zeigt den Styl der 
Griechischen Kunst vorgeschritten bis zum stark ausge: 
,driickten Charakter des Gewaltigen nnd Großen. Der 
Meister dieses Denkmals Verwandte überaus viele Sorg: 
falt, ja religieusen Fleiß auf die Vollendung jedes Theils. 
Zwei; Dinge sind besonders deutlich zu bemerken, und 
nach unserer Einsicht höchst merkwürdig. Erstlich das 
vor allen auf das Große und Gewaltige gerichtete Beßre: 
den des .5tünstlers, welcher seine Absicht auch in dem 
Grade erreichte, daß er selbst dem Furchtbaren nahe kam, 
so viereXigt, breit geschultert, gerade, ge.wichtig und 
fest auftretend erscheint die Figur in ihrer Stellung. 
Vor Alters muß es ihr skeinesweges an Schmuck gefehlt 
haben, wie deutliche Spuren von Nägeln beweisen, mit 
welchen vielleicht ehemals die Schlangen von Erz aus dem 
Brustharnisch befestigt waren. Gepuht ist sie nicht; das 
Gewand hängt in nachläßiger Unordnung um die Glieder, 
als habe die Göttin, indem sie nicht zu gefallen sondern 
zu imponiren suchte, alles Zierliche im 2cnzuge verschmäht. 
Die zweite Bemerkung ist, daß man durchaus kein 
Trachten gewahrt nach Massen und Mannigfaltigkeit in 
den Falten, und kein Streben, breite ruhige Partieen den 
schmalen, häufig unterbrocyenen entgegen zu stellen; wo: 
durch dieser Sturz sich als ein vor dem Phidias entstans 
denes Werk zu bewähren scheint. Denn in allen Denk; 
malen, welche nach höchster Wahrscheinlichkeit aus der 
Zeit dieses großen Meisters herrühren, bemerkt man zwar 
noch keine malerifchen auf Licht und Schatten berechnete 
Massen, aber doch einen feineren Geschmacks, eine sorg2 
fältigece Wahl und ein Begehren des Schönen, so weit
	        
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