der Geschichte
der
des
Kunst
AIterthum8.
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und nicht nach ihrer allgemeinen Bedeutung und Wirkung
im Ganzen. Wir unsers Orts denken jedothüberhaupt
sehr günstig von diesem Werk und haben bei; einem wie:
verhalten aufmerksamen Beschauen niemals auffal1end
verna.hlässigte, die Harmonie des Ganzen störende Theile
entdecken können. Erscheinen auch die Beine um das .Ge:
lenk der Fuße zu ausgebildet und zu wenig jugendlich, so
rührt dies daher, daß die Figur gerade dort gebrochen und
vielleicht retouschirt ist, wie der ungleiche Contour an die:
ser Stelle vermuthen läßt. ,
Beym Urtheil über dieses Werk muß man erwägen,
daß es höchst wahrscheinlich unter Aleranders Nach:
folgern verfertigt ist, also in den spätern Zeiten der grie:
chischen Kunst, wo die Künstler mehr die allgemeine ges
fälIige Wirkung als die bes1immte Gestalt und vollkomme:
ne Ausführung jedes einzelnen Theils zu erzielen ansin:
gen. Deshalb ist die Idee des Kopfs an dieser Figur
zwar sehr schön, ja erhaben im Allgemeinen; allein man
darf hier nicht wie etwa lieh der Niobe und ihren zwei;
schönsten Töchtern die Zeichnung der Formen bis ins De:
tail stets genauverfolgen wollen. Es war weder des Kunst:
lers Absicht, uns über alles Einzelne genaue Rechenschaft. ab:
zulegen, noch vertrug sich jene strenge und pünktliche Behands
lang mit der fließenden Weithlichkeit dieses spätern Styls.
Beachtet man solches, so wird jeder Kunstoerstandige, bei;
jeder neuen 2lnsuht.des 2lpollino neue Schönheiten an ihm
gewahrenJ Der Fluß und das sanfte Wellen der Umrisse ist
bewundernswürdig, die Haupt: oder Mittellinie. der Figur
kann unmöglich mehr Schwung und Eleganz, mehr
Edles und Reizendes haben. Die angelehnte Stellung,