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Frankreichs.
Kunst
ariftokratifche
Die
des Zeitalters. Jhr wird von den Malern in zahlreichen
Allegorien gehuldigt. Weiter mußte das Format der Bilder
sich ändern. Liebte das 17. Jahrhundert das Kolossale,
so bevorzugt das 18. das Niedliche. Monumentale Aufgaben
im großen, geschichtlichen Stil werden nicht mehr gestellt
oder zunächst nur von Künstlern erledigt, die aus der Zeit
Ludwigs XIV. herüberleben. Die Jüngeren, allen großen
Maschinen feind, haben in Fächern, Pianinodekorationen
und Paravents ihre zartesten Werke geschaffen. Selbst
im Tafelbild tritt eine Verringerung des Maßstabes ein.
Das Lebensgroße wird als plump empfunden. Nur das
Feine, Kleine ist zulässig. Auch. wird den Bildern, da man
das Unsy1nmetrisch.e liebt, gern ein apartes unregelmäßiges
Format gegeben.
Mit der religiösen Malerei ist es zu Ende. All die
frommen Märtyrer und verziickten Madonnen, die im
17. Jahrhundert gemalt wurden, konnten dieser Zeit nichts
1nehr sagen. Venedig, das alte starre Venedig ist die
einzige Stadt, wo noch bedeutende religiöse Bilder ents
stehen. Sonst kommen nur Dekorationen vor, die dem
freigeistigen Zuge des Zeitalters gemäß an die Nathansche
Geschichte vom Ringe anknüpfen, also das Thema von der
gleichen Wertung aller Religionen behandeln. Und ein
Bild aus der Bibel ist besonders beliebt: wie Sara ihrem
Gatten Abraham die schöne Ha.gar zuführt. Der ganze
Geist des Rokoko liegt in solch. einem Werk.
Nachdem man dazu gekommen, sich das Leben anges
nehm zu machen, wünscht man nur Bilder zu sehen, die
auch dieses Evangelium frohen Sinnengenusses künden.
Nachdem man vom Zwang der Etikette sich befreit, vers
langt man von der Malerei, daß sie lebendig und geist7