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Das
und Titanis ehe.
Majestätisc92
weltlicher Eleganz, in die aparte Familie der Filippino Lippi,
Melzi und Voltraffio gehörig.
Und sind wir uns klar darüber, was zu del Sarto uns
zieht, so wissen wir auch, weshalb Fra Bartolommeo
so fremd uns anmutet. Bei del Sarto finden wir Menschen,
die majestätisEh sind und doch noch Seele haben. Bei Fra
Bartolommeo zeigt sich, wie schwer die Apotheose des Körpers,
die das eigentliche Ziel der Kunst des 16. Jahrhunderts
bildet, sich mit seelischer Feinheit verträgt. Es kommt bei
ihm das Stadium, wo kein Empsinden mehr die mächtigen
Formen beseelt, wo die Majestiit in Hohlheit übergeht. Der
Körper, im Quattrocento das zarte Gefäß der Seele, ist ein
imposanter Topf ohne Jnhalt. Eine riesige Wandlung, die
sich im Laufe eines Jahrzehnts vol1zogl Fra Bartolommeo
gehörte mit BotticelIi und Perugino noch zu denen, die 1498
sich um Savonarola scharten. Er war Ordensbruder Fra
Giovannis und Savonarolas, lebte in demselben Kloster, wo
der eine gemalt und der andere gepredigt. Er ist der Leiter
der mit dem Markuskloster verbundenen Kunßwerkstatt, hat
im Verein mit seinem Freund Albertinelli alle Kirchen
Toskanas mit Altarbildern versorgt. Und der Mystieismus
des Fiesole ist ebenso vergessen, wie die zarte Jnnerlichkeit
Peruginos. Für diese älteren Meister existierte die schöne
Form noch nicht. Die Form ist nur schön, sofern Ae durch:
geistigt, von Empfindung beseelt ist. Jetzt wird im Kloster
von Sau Marco die Gliederpuppe erfunden. Man denkt,
wenn Bartolommeos Name genannt wird, an körperlich ge:
waltige, geistig unbedeutende Apostel und Propheten, denkt
an die Worte, die Goethe über solche Werke schrieb: ,,Es
find die biblischen Stücke alle durch kalte Veredlung;und ge:
steiste Kirchengeschicklichkeit aus ihrer Einfalt und Wahrheit