Correggio.
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malen, vor deren Bild sie ihr Gebet verrichteten. Donna
Giovanna denkt hellenisch. Diana, die durch ihre Eigenschaft
als Göttin der Keuschheit sich doch nicht abhalten ließ, zu
Endhmion herniederzusteigen, ist die Patronin, deren Halb:
mond sie in ihrem Wappenschild trägt. Und Correggio be:
müht sich nicht, gleich anderen Meistern der Nenaissance eine
große gedankenvolle Komposition zu ersinnen, sondern be:
schränkt siih auf lannig anmutige Eauserie. Die Putten
der Ca1nera degli Sposi nnd die Laubarchitektur der Madouna
della Vi1toria werden in seiner Erinnerung lebendig, und
das Ergebnis sind die delikaten kleinen Wesen, die sich so
heiter graziös inmitten des Weinlaubes tumn1eln.
Nun ein jäher Scenenioechsel, nnd man steht vor den
riesigen Kuppelbildern, mit denen er die Kirche Sau Gib:
vanni Eoangelista und die Kathedrale von Parma dekorierte.
Stieg Melozzo da Forli, stieg Michelangelo ihm zu Kopf2
Aus dem stillen Eorreggio ist ein raffinierter Virtuos
geworden, der Haare flattern, Gewänder sich bauschen läßt.
Riefige Körper winden sich, werfen die Arme in die Luft,
verdrehen die Köpfe. Engel überschlagen sich Und stürmen
durch das Luftnieer daher. Namentlich das Bild der Dom:
kuppel enthält schon, den ganzen Himmel, wie er in der
Phantasie der Barockmaler lebte. Es ist erstaunlich, wie er
aller Schwierigkeiten spottet; erstaunlich, mit welcher Sicher:
heit er den Weg betritt, der von der Renaissanee zum Pater
Pozzo führt. Und doch wie dürftig ist das Thema, das sich
hinter der rauschenden Jnstrumentierung birgtl Alles kraft:
los, Form ohne Inhalt, Denkerstirnen ohne Gedanken,
mächtige Gebärden ohne Sinn und Zweck. Nur in Einzel:
heiten erkennt 1nan;den Correggio von früher. Al1erliebst sind
die Engel, die in heiterem Leben das Ganze umspielen. Selbst