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Die
Reaktion.
kirchlkShE
dort die Saat des Humanismus aufgegangen. Er trat in
den Kreis der Aestheten, die um den Magnis1co sich scharten,
war mehrere Jahre Gast in Lorenzos Hause und speiste an
seinem Tisch. Für die Villa Careggi waren die meisten
seiner antiken Bilder bestimmt. An die Werke, die er für
den Mediceer malte, denkt man hauptsächlich, wenn der Name
Botticelli genannt wird. Jeder weiß, daß von diesen be:
strickenden Bildern ein Dust von Jugend, Reinheit und
Grazie ausströmt, der BotticelIi selbst identifiziert mit jenem
Frühling, den er in seinem Hauptwerk verherrlichte. Jn der
,,PalIastt ist der Kopf der Göttin mit seinen weichen, vollen
Formen und dem langwalIenden Haar von so strahlender
Schönheit, so abweichend von dem herben Simonettatypus,
der sonst bei ihm wiederkehrt, daß man einen Hauch schon
von der überirdischeu Süßigkeit Leonardo da Vincis zu
spüren meint. Jn den Gestalten der übrigen Bilder herrscht
die Grazie der Magerkeit, zugleich etwas Traumverlorenes,
Verklärtes, Visionäres, das den geheimnisvol1en Zauber
erhöht. Dreißig Jahre später hätten die geschickten Dekorateure
von Rom und Venedig; um die ,,Geburt der VenusU zu
schildern, Genien in den Lüsten schweben lassen, Götter auf
Wolken gebettet, den ganzen Olymp in Bewegung gesetzt,
und es wäre ein Bild wie Rafaels ,,Triumph der Galateatt
entstanden. Bei BotticelIi entwickelt sich die Stimmung aus
der Landschast, jenem endlos weiten Ocean, auf dessen leise
plätschernden Wellen Kypris wie ein holdes Traumgebilde
herbeischwebt. Jn der Luft klingt, singt und rauscht es.
Sehnsüchtig träumerische Stimmung ist über die Erde ge:
breitet. Ein Sommer1tachtstraumihat in der ,,PrimaveraU
Gestalt genommen, jenen nixenhaften graziösen Wesen, die
wie eine Vorahnung Böcklins wirken. Botticel1i war der