s.spisps.
In dem Wiener Dreifaltigkeitsbild von 1511 ist der
volle Gegensatz zum Wohlgemuthstil erreicht. Wo man bei
Wohlgemuth die knittrigen Falten der Holzplastik sieht, giebt
Dürer einfach große, fch1vungvoll geordnete Gewandung. Er
selbst sogar trägt auf dem Bildnis, das er im Hintergrund
anbringt, nicht mehr das Zeitkostüm, sondern einen langen,
einfachen Mantel. Wo bei Wohlgemuth ein wirres Saminels
surium ist, herrscht bei Dürer feierliche Eurhythmie der Linien.
Während die älteren Deutschen solchen Bildern die Form, des
Flügelaltars gaben, hat Dürer im Sinne der Quattrocentisten
das ganze in einem einzigen oben rund zulaufenden Rahmen
vereinigt.
Mehrere andere Werke, die in den näöhsten Jahren ent:
standen Madonnen oder Akte wie die Münchener Lucrezia
enthalten nichts Neues. Jnteressant ist nur, wie noch
jetzt die Erinnerung an die Mosaiken der Markuskirche in
ihm fortlebt. Nicht nur in dem Münchener Selbstbildnis,
in dem Karls des Großen und dem wuchtigen Holzschnitt
mit dem Dulderhaupt Jesu, auchsin mehreren Madonnen hat
er auf das byzantinifche Herkommen der Frontalstel1ung zurücks
gegriffen, um eine feierlich monumentale Wirkung zu erzielen.
Am Schlusse seines Lebens erst konnte er in einem
großen Werk das Resultat all seiner Bestrebungen zusammen:
fassen. Die niederländische Reise 1520J21 gab ihm eine
neue Anregung zu großartiger Vereinfachung seiner Kunst.
Er sah die Bilder des Quentin Massys mit ihren wuchtigen
lebensgroßen Gestalten, sah das Genter Altarwerk. ,,Das
ist eine überköstliche verständige Malerei, und insbesondere
Maria und Gottvater sind sehr gut.tt Diese Stelle seines
Tagebuches deutet an, welchen Weg er seitdem verfolgte. Wie
zur gleichen Zeit die jungen Künstler Italiens nicht mehr