20
Das
Mittelalter.
kostbaren Büchern, mußzieren, pflücken Blumen, nnterweisen
das Ehristkind im Zitherspiel. Auch Ritter, schlank wie
Mädchen, gesellen sich hinzu, um mit den Fräulein iittige
Unterhaltung zu pflegen. Ringsum sproßt und grünt es,
duftet und blüht es. In Werken der Art fand das Mittels
alter der deutsrhen,Kunst sein Ende. Es ist der letzte Klang
aus jener Welt der reinen Harmonien, die Franziskus und
Sufo erschlossen hatten. ,
Die
Begründung
des
EPkf then
Stils
durch
Giotto.
Noch weit folgenreicher wurde nach einer anderen Seite
das Auftreten des Franziskus. Er vertiefte nicht allein durch
seine Predigten das Empfindungsleben und schuf so den
Boden für jene lyrischsetnpfindsame Malerei, die in Köln
und Siena blühte. Indem er an die Stelle des dogtnatifchen
den persönlichen Christus setzte, wie seine irdische Lebensarbeit
ihn als Menschen neben anderen Menschen zeigte, führte er
auch die Christuslegende als neuen Stoff der Kunst zu.
Ein Epos war gegeben, das auch vom Maler erzählt werden
konnte. Und namentlich: das eigene Leben des Heiligen mit
all feinen Entbehrungen und wunderbaren Geschehnissen reizte
zur Darstellung. In epischer Breite, in großen monu1nen:
talen Bildern sollte geschildert werden, was Franz erlebt
und gethan.
An Wandflächen fehlte es nicht, denn die Gotik in
Italien war eine andere als im Norden. Das Princip war,
weite Binnenräume mit wenig Stützen durch große Bogen
zu überspannen. Und da diese ungegliederten Flächen von
selbst zur Dekoration mit Wandgemälden aufforderten, trat
die Freskomalerei als tonangebender Faktor in das italieniscJe
Kunstskhaffen ein.