42 Unterhandlungen über das Poniatowski-Monnment.
Wie oft Thorvaldsen in solcher Weise mit dem Kaiser zusammen-
gekommen ist, wissen wir nicht, wir finden blos die Spuren von
einer wahrscheinlich letzten Sitzung am 14. October nach der Messe,
und daß er in dieser das Modell vollendet hat, schließen wir ans einem
zweiten, an demselben Tage datirtenSchreiben des Grafen Kopodistria,
durch welchen der Kaiser ihm einen kostbaren Brillantring u1it den
kaiserlichen Namenschissern übersendete.
Als das Modell der Büste vollendet war, goß man sogleich eine
Form ab, nnd Thorvaldsen war nun in der angenehmen Lage,mehreren
der den Kaiser nmgebenden Magnaten durch ein solches Geschenk eine
Aufmerksamkeit erweisen zu können. Auch Bestellnngen auf diese Büste in
Marmor gingen ein, nnd zwar in solcher Anzahl,daß nnserKünstler in den
ersten Jahren nach seiner Rückkehr nach Rom mehrere seiner Marmor-
arbeitet fast ausschließlich mit derselben beschäftigte. Im Jahre 1822
waren z. B. in den verschiedenen Ateliers sechs Exemplare in Arbeit,
immerfort gingen neue Best"ellungen ein, nnd noch im Jahre 1826
honorirte Prinz Repnin ein Exemplar mit hundert Lonisd'or, nach-
dem Graf J ta lin s ki, zw.eiJahre früher, zwei Exemplare zu dem näm-
lichen Preise erhalten hatte.
Die Unterhandlungen über das Ponia t ow s ki- M o nnm e nt
hatten n"nterdeß ihren Fortgang. Die Anwesenheit des Künstlers
beseitigte nun manche der Schwierigkeiten, welche die geführte weit-
länsige Correspondenz nicht zu heben vermocht hatte. Zwar äußerte
sich Thorvaldsen über den für das Monu1nent ansersehenen Platz wenig
zufrieden, allein auf seinen Wanderi1ngen durch die Stadt entdeckte er
bald einen andern, dem man nun auch ans seine Empfehlung hin den
Vorzug schenkte.
Es gelang ihm gleichfalls, die strengen Forderungen des Eomite,
in Vetresf des Eostüms nnd dergleichen, zu n1odificiren. Jnde1n er
geltend machte, daß das erste Modell in halber Größe nur eine ihm
selbst bei der späteren Behandlung dienende Vorarbeit sei, welche als-
dann sehr leicht wenigen durchgreifenden Aendernngen unterliegen
könne, gab man nun auch zu, daß ihm bei derselben die ganze künst-
lerische Freiheit verbleibe. Nach Vollendung des Modells wollte er