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Miß Mackenzie Seafvrih.
Jnteresse Thorvaldsen7s in einem mehr als gewöhnlichen Grade
erweckt.
Miß Mackenzie war weder ganz jung, noch mit körperlicher
Schönheit begabt; dagegen soll sie im BefiH einer höhern, ihrem
Geschlecht ungewöhnlichen Bildung gewesen sein, und die Seulptur
war diejenige der schönen Künste, die sie mit Vorliebe studirte nnd
selbst ausübte.
AlsHzfce ihren großen bewunderten Freund in jenem Grade leidend
fah, stimmte auch sie in die Bitten ein, um Thorvaldsen zu bewegen,
Rom wiederum auf einige Zeit zu perlassen und die reinere Gebirgslnst
zu genießen; und als man sich überzeugte, daß alle Ueberredungen ver:
gebend sein würden, wenn Thorvaldsen nicht eine solche Villeggiatura
in Gesellschaft Anderer machen könne, entschloß sie und ihre Tante
sich, nach Genzano zu ziehen und ihn von dort zur Abreise aufzufor:
dem. Diese Bestrebungen glückten nun auch in sofern, daß Thor:
valdsen, als die Damen erst in Genzano waren, sich bald nach dem
nahe gelegenen Albano begab, wo sie ihn oft besuchten; und da sein
Zustand eine regelmäßige Pflege erheischte, scheint es selbst, als hät:
ten ne ihre Wohnung von Genzano nach Albano verlegt, um ihm
zu größerem Nasen und zur Erheiterung sein zu können.
Während dieses Aufenthaltes in Albano hatte Miß Mackenzie die
Befriedigung, saß Thorvaldfen täglich seiner Genesung näher rückte,
und nun entwickelte sich aus dem gegenfeitigen Wohlwollen ein inni2
geres Verhältniß, welches man von beiden Seiten für Liebe hielt.
,,Es will mich bedünken,E schrieb sie einmal später an Thorvaldsen,
,,daß der Anfang unseres Vertrauens während des Anfenthaltes in
Albano geschah.7t
Unterdefsen lebte Baron V. Schubart allein, von feinem Wirth
verlassen, in der Wohnung Thorvaldsen7s in Rom, den er nun dann
nnd wann in Albano aufsuchen mußte. Bereits früher war zwischen
ihnen die bestimmte Verabredung getroffen, daß sie im Juli in die
Lucches1schen Bäder reisen wollten, aber nun hatten die Dinge eine
andere Wendung genommen, und V. Schubart mußte allein reifen.
Jedoch blieb er nicht lange aus und befand sich schon am 24. Juli