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Der knieende Ganymedes.
fürchtung Thorvaldsen7s sich bestätigte; nämlich die, daß das unter
Entbehrungen zufammengesparte kleine Vermögen des verstorbenen
ZoEga unter der Qbervormundschaft des Herrn Gesandten verschwun:
den sei. o. Schubart ging in seiner Verlegenheit Thorvaldsen um
das Darlehn einer Summe an, welche dieser entweder nicht entbeh:
ten konnte oder wollte; jedoch lag es nicht in seinem Charakter, eine
scheinbar freundschaftliche Beziehung in einen offenen Bruch umzu:
gestalten.
Gleichzeitig mit jener Bestellung auf ein Grabmonu1nent für
den Colonel B onar, dessen Biiste er4kurz nach der des Lords By:
ron modellirte und später imJ. 1819 in Marmor ausführte , wurde
für eine andere englische Familie, die des Grafen P o re, einMo:
nument siir das Grab von dessen Gemahlin modellirt.
Das Basrelief dieses Grab m onumentes stellt den
hinterlassenen Ehegatten sitzend dar, die Urne der Verstorbenen auf
feinem Knie haltend, den einen Arm im Schmerz gen Himmel empor
sireckend und die Verklärte anrufend. Sein kleiner Sohn steht vor
ihm , schlingt seine zarten Arme um die Urne und küßt den Behälter
der Asc;e seiner Mutter. Hinter dem Vater steht die ältere Tochter,
das Kinn in die linke Hand gestützt, die rechte tröstend auf des Va:
ters Schulter legend.
Dies letztgenannte Motiv war auf den Wunsch derFamilie eine
Nachahmung der trauernden Schwester aus dem Basrelief des Monu:
ments für den jungen Bethmann.
So weit wir haben naehfpiiren können, wurde noch in der
ersten Hälfte dieses Jahres außerdem eine Arbeit von größerer Bedeu:
tung, nämlich die Gruppe: der knieende Ganymedes und
der Adler, in Angriff genommen.
Als Thorvaldsen im Laufe des vorhergehenden Jahres seine
frühere Statue, d en stehenden G a nymedes , utnarbeitete und
ein neues Motiv wählte, durch welches der Adler am Fuße des Kna:
ben wegfiel , trat dieser Adler vor seinem schaffenden Genius in eine