ihn lediglich als eine gegebene, bekannte Größe in die
Rechnung ein und betrachtet das {ich aus {olcher Rechnung
ergebende Fazit. In diefes vernichtende Dunkel leuchtet
jedoch abermals das Licht der buddhiltifchen Erkenntnis mit
verföhnender Löfung: Eine beftimmte Charakteranlage ift im
Wechfelfpiel der Gefchehniffe unzweifelhaft nur ein Glied
einer Kaufalitätskette, alfo in allen Handlungen von jeder
Freiheit weit entfernt. Die buddhiftifche Erkenntnis rückt
aber diefe Freiheit vom Tun in dasSein, denn daß der Menfch
diefen feinen Charakter von ganz beftimmter Eigenart hat
und keinen andern, das ift {eine freie Willensäußerungl
Denn die in der Natur treibende und wirkende Kraft ift
identifch mit dem Willen in uns, und die moralifche Welt:
ordnung tritt {o in direkten Zufammenhang mit dem das
Phänomen der Welt herltellenden Prinzip.
Der Wille, der von allen Erfcheinungen das Ding an {ich
i{t, enthält zugleich ihren Charakter, {o daß Sein und Bes
fchaffenheit zufammenfallen. ,DerXV1lle ift nicht nur ein
konftitutives, {ondern auch ein ethifches Prinzip, er hat neben
{einer Bedeutung als höchfte Realität auchieine moralifche
Wirkung. Denn ein jederWille ift einWille nach etwas, ein ganz
beftimmtes Streben, deffen Ziel und Richtung eben den mora:
lifchen Wert normieren. Alle We{en {ind Erfcheinungsformen
und Schöpfungen einer außerzeitlichen Willensäußerung, und
{ie verdanken diefer nicht allein ihre Exiftenz, {ondern auch
das Wie ihres Da{eins. Sie {ind nicht nur, {ondern {ie {ind
auch eben {o und nicht anders, weil der Wille {ie {o und
nicht anders wollte. Die .phy{i{che und moralifche Welt:
ordnung bedingen {ich gegenfeitig, im tieflten Grunde aber
ift der Wille ein verderbter, daher fällt alles Leiden {einem
{ündhaften Streben zur Laft. Alle Qualen der Welt, alle
Schuld und Übel {ind Willensäußerungen, {ind Äußerungen
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