Geletzes, in deffen Rahmen er {ich wie in einem engen
Gefängniffe bewegt und über deffen finftere Mauern ihm kein
freierer Blick vergönnt ift. Der naive Menfch empfindet
diefe Feffel nicht, er {ieht nicht die kahlen Mauern, die ihn
einengen, er nimmt wie ein in Gefangenfchaft geborenes
Tier den von Gitterftäben umfäumten Käfig für die einzig
mögliche, naturgemäße Umgebung; fein Hirn vermag die
Freiheit, die es niemals kennenlernte, überhaupt nicht zu
faffen und ahnt nichts von ihrer Exiftenz.
.Nur zufammenhängende Ketten von Gefchehniffen, ein
Hetes Weiterwandern eines einmaligen Anftoßes in, der Reihe
von Begebenheiten ohne Anfang und ohne Ende vermag der
Veritand zu faffen. Eine Wirkung ohne. Uriache ift ihm
geradefo undenkbar, wie eine Urfache ohne Wirkung, ein
einzelnes Gefchehnis, ein einzelnes Etwas, {ei es Begebenheit,
Sache, Tier oder Menfch, ift ihm ifoliert und losgelöft aus
dem Zufammenhange nicht faßbar, es gewinnt nur Form,
Dafein und Leben, foweit es in Beziehungen {teht zu andern
gleicher Art, mit denen es nach dem Gefetze der Kaufalität
verknüpft iit, die es nach diefem bedingt, und denen es in
gleicher Weife {eine Exiftenz verdankt.
Und wie der Verftand völlig in den Ketten diefes Kauz
{alitätsgefetzes liegt, {o {ucht er ihm überall die unbedingteHe
Herrfchaft zu verfchaffen und duldet abfolut keine Aus:
nahmen. Was {einem Szepter {ich nicht beugen will, dem
wird in der einen oder andern Weife der Garaus gemacht,
wie wir das oben an dem Schickfal der moniftifchen Ethik
kennengelernt haben, und handelt es {ich um konkretere
Dinge, bei denen {ich dies Verfahren nicht {o leicht und
unbemerkt durchführen läßt, fo wird wennfchon nicht
ohne eine gewiffe Verlegenheit darüber zur Tagesordnung
übergegangen. Was keine erkennbare Urfache hat, das hat
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