Volltext: Spemanns goldenes Buch der Kunst

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Blatt1verk, dekoriert werden, die 
durch schön geschwungene Linien 
miteinander verbunden find. Diese 
äußerst 1virkungsvolle Form des 
Rahmens, die in maunigfacher 
reicher Weise ausgebildet wird, 
bleibt in Frankreich während des 
ganzen Louis XV.:Stils die herr: 
schende und wird auch in England 
und Holland fast treu naQgebildet, 
während in Deutschland das Rokoko 
im Rahmenwerk sich mannigfaltiger, 
aber meist auch spielender entwickelte. 
Die Dresdener Galerie erhielt in 
dieser Zeit ihren schmalen Rokoko: 
leistenrahmen, der für alle Bilder, 
mit wenkgen Abweichungen, je nach 
der Größe fast gleichmässig gebildet 
wurde. Die magere Form und un: 
ruhige kleinliche Dekoration dieser 
Rahmen ist für den Ausgang des 
Rokoko überhaupt charakteristisch; 
die Oelbilder werden immer leerer 
in der Darstellung und fliichtiger 
in der Behandlung und treten mehr 
und mehr hinter dem Pastell und 
den farbigen Stichen zurück, für die 
jene Form des Rahmens eine ange: 
messene ist. Die ZeitLudwigs XVI., 
an deren Ausgang die Malerei 
nach einer glänzenden Entwicklung 
von einem halben Jahrtausend an 
Altersschwäche erlöschie, findet im 
Anschluß an die Antike noch einen 
für das Paftell und den Stich be: 
svndcrs geeigneten zierlichen Nah: 
men von bescheidenen geraden For: 
men, äußerst delitater, oft mehr: 
farbiger Vergoldung und feinem, 
oft vollendet durchgebildete1n De: 
kor, der sein Vorbild frei in der 
Antike sucht. Mit dem Absterben 
der alten Malerei findet auch die 
künstlerische Gestaltung des Nah: 
mens ihr Ende; das ganze 19. Jahr: 
hundert zeigt in der Bildung der 
Rahmen eine Geschmacklosigkeit, eine 
Noheit und 11nsolidität der AuSfüh: 
kung und Härte der Vergoldung, die, 
wie kaum in einem anderen Zweige 
des Kunsthandwerks, den Mangel an 
jedem Stilgefiihl zum schärfsten 
Ausdruck bringen. Erst in den lehren 
Jahrzehnten ist das Verständnis für 
die Schönheit der alten Rahmen 
und die Feinheit, mit der darin die 
Bilder der verschiedenen Zeiten zur 
günstigsten Wirkung gebracht sind, 
wieder erwacht. Man hat für alte 
Bilder wieder passende alte Rahmen 
zu sammeln begonnen, man hat sie 
mit mehr oder weniger Treue nach: 
gebildet und auch für die Ein: 
rah1nnng modekner Bilder daraus 
ein Vorbild zu gewinnen sich be: 
strebt. 
967. Kopicn uakh alten Gc: 
miildcn. Seitdem alte Gemälde 
gesammelt werden, sind auch Ko: 
pien danach angefertigt worden. 
Jn Fällen, wo es nicht möglich war 
das Original zu erwerben, suchte 
man oft wenigstens eine gute Nach: 
bildung desselben zu erlangen. Be: 
sonders häufig haben Künstler solche 
für sich hergestellt, die dann später 
in den Besitz von Sannnlern kamen. 
Gelegentlich sind ganze Serien von 
Gemälden oder ganze Vilderserien 
Izu einein besonderen Zweck kopiert 
iworden; so entstanden die kleinen 
durch den Verkauf der Marlborough: 
Gallery in alle Welt zerstreuten 
Kopien von David Teniers d. J. 
nach den Ge1näIden der Galerie des 
Erzherzogs Leopold Wilhelm zu dem 
Zweck, damit danach Reproduktionen 
in Kupferstich hergestellt würden. 
Solche von hervorragenden Künst: 
lern hergestellte Kopien haben noch 
den besonderen Wert, daß sie uns 
zeigen, wie jeder einzelne dieser 
Maler dritte Kunstwerke angesehen 
und in seiner Weise wiedergegeben 
hat; dadurch sind, namentlich von 
Künstlern wie Rubens, Watteau 
u. a., wieder Kunstwerke entstanden, 
die in ihrer Art den Origiualen 
kaum etwas nachgeben oder sie selbst 
übertreffen.  
	        
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