ZIERKUNST_
Wir finden die zart erblühende Schönheit des ägyptischen Mädchenkörpers
auf den Salbengefäßen des neuen Reiches wieder. Nackt, in stilisierten
Didxichten, Papyrus- und Lotusblüten pflückend, Laute spielend. Eine reizende
Schwimmerin; Dienerin, die sich unter der Last kostbaren Kruges beugt, oder
mit spitzigen Händen auf ornamentalem Papyrusbüschel
Bronzeplatte trägt, den Spiegel „ein Geschöpf des Ptah,
die silberüberzogene
um deine Schönheit
darin anzuschauen."
Die Natur gab Ägypten das makellose Vorbild
die wenn man Plutarch glauben darf von
einer weiblidmen Schönheit,
den Menschen bewufat ge-
steigert wurde. "Sie suchen die Seelen mit leichten schlanken Körpern zu um-
kleiden, damit nicht das Göttliche durch Verwalten des irdischen bedrängt und
herabgewürdigt werde." Wir wollen den Wunderdingen ägyptischer Kunst-
fertigkeit durch allzunahes Betasten nicht weiter wehetun. Sie sind aus vielen
ihresgleichen aufgegriffen. Die angefügten Tafeln 126 bis 158 schienen uns in
den Statuettenband hineinzugehören.
Der Ägypter liebte es und verstand die genausten Gegensätze, natürliche
und geometrische Form, gegen einander ausspielend entzückende Gebilde
zu vermischen. Die zart wie heftig bewegte menschliche und Tiergestalt geht
ihm am geschmückten Gerät in die ruhende Figur eines Ornamentes ein.
Wie das Falten- und Haargeriesel der Statuetien des Neuen Reiches ein wenig
ornamental erstarrt. Die Kunst um Amenophis lV. weicht auch hier ab. Die
kleine Dienerin aus grüner Fayence mit rötlichem Haar vom Toilettentisch
der Königin Teje und der Bes Tafel 132 sind nicht Ornament, eher plas-
tische Skizze. Flüchtige Geste .und Zweckform eines Gerätes sind gleich-
bedeutend.
Schon die ägyptischen Verzierungskünstler der Vorzeit spielen gern mit der
bewegten Figur auf die technische Funktion der geschmückten Form an. Das
Ende eines Löffelgriffes verbeifat sich als Tierkopf in die Kelle. Kämpfende
Tiere runden ein Gefäß Tafel 147. Oder: das ganze Gerät mit Papyrussumpf,
Nachen und Dienerin Tafel 128, 138 bis 144; asiatischen und nubischen
Tributträgern Tafel 135 bis 137 und 140 wird zur entzückenden Legende.
Also Litteratur und Allegorie im Kunstgewerbe. Allerdings nicht die ab-
gestandenen Gleichnisse einer wesensfremden Vergangenheit; diese Allegorien
aus Fantasiearmut, die bis vor kurzem Europa von der Hausfassade bis zum
Salzfafa
überzogen.