Volltext: Masse bis Schiffbau (Bd. 5)

Papiergarnjpinnerez 
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zwifchen den Klemmen liegt; gefaltete Streifen ünd auseinanderzuklappen. Soll gleichzeitig 
auch die Eindrehung, d. i. die Verkürzung, die der Streifen bei Ueberführung in Garnform 
durch den Drall erleidet, fettgeitellt werden, {o {ind auch die vorhandenen Fältchen möglichit 
glatt zu ttreichen. Der Drehungsgrad hat im allgemeinen bei Papiergarnen, die nicht befonders 
gegen Näffe widerftandsfähig fein, fondern möglichlt gute Feitigkeit in trockenem Zultande be- 
{itzen follen, etwa den Wert 18, während er für Garne, die näffebettändig fein bzw. gewafchen 
werden follen, gewöhnlich höher, etwa zu 20521 gewählt wird  Die Feinheit der 
Papiergarne wird in gleicher Weife ermittelt wie bei den andern Garnen. Gerechnet wird 
nach der metrifchen Garnnummer, die angibt, wieviel Meter auf das Gewicht von lg gehen; 
die Nummer wird gewöhnlich auf zwei Dezimalen angegeben; der häufig auch angewendete 
Ausdruck „Lauflänge' itt nichts anderes als die metrifche Nummer. Bei der Ermittlung des Garn- 
gewichts ift, weil bei der Heritellung der Papiergarne mit ftarker Anfeuchtung des Materials (50 "[0 
und mehr) gearbeitet werden muß, auf den Feuchtigkeitsgehalt der Probe befonders Rückticht zu 
nehmen, weshalb die Garnnummerbeitimmun meiti mit einer Konditionierung verbunden wird. 
Feu ch tigkeitsgehalt. Ueber die Iäonditionierung der Papiergarne, die übrigens nach 
denfelben Grundfätzen und mit den gleichen Mitteln erfolgt, wie unter Garnprüfung an- 
gegeben, hat feinerzeit der Verband deutfcher Papiergarnwebereien bezüglich der Art der Proben- 
entnahme ufw. befondere Vorfchriften herausgegeben. Als handelsüblichen, d. h. der Gewichts- 
bzw. Preisberechnung und der Nummerbeftimmung zugrunde zu legenden Feuchtigkeitsfatz hat 
man {ich auf einen Zufchlag von Iöojo zum abfoluten Trockengewicht geeinigt. 
Feftigkeit. Für deren Ermittlung gelten die für alle Garnprüfungen (f. d.) zutref- 
fenden Grundfätze. Im Gegenfatz zu dem Verhalten der Fafergarne wird beim Papiergarn  
wenigitens im lufttrockenen Zuftande  durch die Drallgebung die Feitigkeit des Gebildes 
gegenüber der vorhergehenden I-leritellungsitufe (d. i. hier der Papierftreifen) vermindert, und 
zwar je nach den Umttänden um 20840010. Während dagegen die Dehnung naturgemäß beim 
Papiergarn größer ilt als beim Papier, und zwar wächlt {ie im allgemeinen mit zunehmender 
Drehung. Als Feftigkeit von guten Papiergarnen in lufttrockenem Zuitande kann man, aus- 
gedrückt in Reißlänge (f. Bd. 3, S. 463), zurzeit etwa 500097000 m rechnen. Zellulongarne, das 
{ind Garne, die aus bereits auf der Papiermafchine aus dem Faferbrei gebildeten und im un- 
mittelbaren Anfchluß daran gedrehten Streifen hergeltellt ftnd, erreichen wefentlich höhere Reiß- 
längen (10000911000 m). Die Naßfeftigkeit wird in der Weife ermittelt, daß man das Garn 
etwa 24 Stunden in WatTer von Zimmerwärme legt und unmittelbar nach dem Herausnehmen 
prüft. Beim Wäffern iit das Garn derart fettzulegen, daß es dem Beltreben, {ich aufzudrehen, nicht 
nachgeben kann. Die Naßfeltigkeit nichtimprägnierter Garne ilt geringer als die Trockenfettig- 
keit; die Einbuße beträgt bei ungeeigneter I-lerttellung 50-3 öOofo, durch entfprechende Wahl 
der Einfluß habenden Faktoren kann {ie jedoch auf 25ä300[o herabgedrückt werden. Die Deh- 
nung des naffen Garnes ilt {tets erheblich größer als die des trockenen Garnes  
Literatur: [1] Klemm, P., Unterfcheid. v. Natron- u. Sulfitzellftoff, Wochenbl. f. d. Papierfabr. 
Nr. 49ll9l7.  [2] Herzog, A., Unterfcheid. v. Natron- u. Sulfitzellftoff, Mitt. d. Forfchungstl. 
Sorau d. Verb. deutfch. Leinenind, Nr. 311919.  [3] Wisbar, G., Erkenn. v. Natron- u. Sulfit- 
zellltoff, Mitt. a. d. Staatl. Materialprüfungsamt, 1920.  [4] Johannfen, Ber. d. Studienkomm. f. 
Spinnpapier d. Papiermacher-Kriegsaus{ch., Berlin 1918.  [5] Mitt. d. Deutfch. Forfchungsinit. 
f. Textilind., Reutlingen 1918.  [6] Dietz, Die Eindreh. bei Papiergarn u. ihr Eintl. auf d. Reiß- 
länge, Leipzig, Monatsfchr. f. Textilind., Nr. 511918.  [7]Heinke u. RafferJ-Iandb. d. Papier-Textil- 
ind., 3. Aufl., Dresden 1919. Herzog 
Papiergarnfpinnerei    Die Herftellung von aus Papier gedrehten Fäden ift 
infofern fchon ziemlich alt, als bereits die Japaner vor mehr als 100 Jahren aus einem Papier- 
blatt gefchnitfene endlofe Streifen mit der Hand auf einer Steinplatte zufammenrollten (,Koyori', 
,Shi-fu-gami')  In Europa begann die Verwendung von Papierfafern für die I-lerftellung von 
ErzeugniHen der Weberei mit der l-Ierftellung von Papierftoffgarnen (nicht Papiergarn) 
durch befondere Naßfpinnverfahren. Hier wurde die Papierbahn bereits auf dem Mafchinenlieb 
in Papieritoffbänder geteilt und im noch naffen Zuftande durch Würgeln (Nitfcheln) zu Vorgarn 
gerundet. Solche Papieritoffvorgarne werden entweder auf der Rundfiebmafchine oder auf der 
Langfiebmafchine hergettellt. Das Verfahren der Streifenbildung auf der Rundiiebmafchine be- 
nutzen Kellner  Türk [5] fowie das Kellner-Türk-Altdammer-Verfahren und 
endlich das neue Zellulonverfahren [6] von Türk bzw. Iffenmann. Die Erzeugniffe diefer 
Verfahren wurden als Licella-, Ferr0fil-, Ferrozellin-,Zellulongarne bezeichnet. 
Die Vorgarnbildung auf der Langliebmafchine benutzt das Silvalin-Verfahren von Kron. 
Die Teilung der Stoffbahn in Streifen erfolgt dabei durch aus Spritzdüien austretende Druck- 
wafferftrahlen.  Uebergangsverfahren von der Papierltoffgarnfpinnerei zur Papiergarnerzeugung 
{teilen das Kellnerfche Verfahren von 1902 und das Zellgarnverfahren von Leinveber 
dar, bei denen die noch naffe Papierbahn in Streifchen geteilt wird. Die eigentliche Papier- 
ga rnherftellung benutzt das Zerteilen der fertigen getrockneten Papierbahn in Bänder, die dann 
im feuchten Zuttande drelliert werden. Obgleich diefes Verfahren kein eigentliches Spinnen 
mehr ift, wird es doch faft immer als Papiergarnfpinnerei bezeichnet. Die amerikanifche Patent- 
fchrift von Tice [7] behandelt bereits ein Verfahren zur Herltellung von Papiergarn, das da- 
durch gekennzeichnet ilt, daß mechanifch in einem Zuge die Papierbahn durch Scheibenfchneider 
in Streifen gefchnitten, die gewonnenen Streifen dann durch Faltvorrichtungen gefalzt, die 
gefalzten Bänder durch Preßrollen glatt gedrückt und fchließlich durch Benutzung von Spindeln 
zu Fäden gedreht werden. In Deutfchland hat {ich namentlich Emil Claviez um die Aus- 
bildung der Papiergarnfpinnerei verdient gemacht (Xylolin-Verfahren)  Das Textilin- 
verfahren von Kron bezieht {ich auf die l-Ieritellung von Flachgarn, bei dem durch be- 
fondere Falzer der Streifen an den Kanten eingefalzt, durch Preßwalzen flachgedrtlckt und
	        
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