REKLAME ALS [HBENDIGES BILD
VQM REICHSKUNSTWART lDRv lRlEDSlLOB
M) AS Tempo unserer Zeit ist auf Schnelligkeit gestellt, auf Kampf und Entsdiluß:
kraff. Der beschleunigte Rhythmus zwingt die Menschen dazu, sidm mehr als früher
auf den schnellsten der Sinne, auf das Auge, einzustellen. Ieder Weg über die Straße
ist ein ständiges, gleichsam sportlidwes Trainieren des Auges. Diese Wandlung wird
(lUfCll die Reklame teils gesteigert, teils zur Klärung geführt. An der Reklamebewegung
nicht teilzunehmen, kann sich daher weder die Kunst nodm das Wirtschaftsleben unseres
Volkes leisten. Wohl besteht die Gefahr, daß eine zügellos emporsdiießende Reklame
sich selbst in Willkür zerstört, wohl besteht die andere Gefahr, daß starrer Sdxematis:
mus die Langeweile und Mißverständnis auch hier auf den Thron hebt. Dennoch und
umsomehr muß Kraft und Freude des produktiven Willens in die Reklamebewegung
einmünden und den vom Werbewesen entfachten Wettkampf zwischen Blau, Rot. Grün
und Gelb, der in vollen Farben zwischen einer grauen Welt aus Zement und Staub
sein Spiel treibt, zur Freude und Überzeugungskraft steigern. Die Zusammenfassung
großer Aufgaben, wie sie bei der Verkehrsreklame, Postreklame, oder innerhalb der
Werbetätigkeit der Messen usw. vorliegen, wird das Schicksal der Reklame sdmeller
zur Entfaltung bringen. Denn entweder wird die Gefahr der Überwudierung durch
Einzelheiten, von der die letzten zehn Iahre widerliche Beispiele in Fülle brachten, auf
die Spitze getrieben, oder es kommt zur Gesundung und damit zu einer Einheit wirt-v
sdmaftlicher und kultureller Motive, wie wir sie seit Iahrzehnten nicht mehr gesehen
haben. Die Reklame wird nidit dadurch gesunden, daß man dem einzelnen Blatt
gegenüber Verbesserungsvorsdiläge oder ästhetisierende Polizei anwendet. Viel wert-
voller ist die Erkenntnis der sachlich entscheidenden Gesichtspunkte, nach denen
Reklame zum Bild gestaltet und nadi denen die vorhandenen Bildtafeln angebracht
werden, um sich innerhalb des Ganzen behaupten zu können. überwunden werden
muß vor allem bei der Außenreklame der Eindruck, als ob wahnsinnig gewordenes
Papier die Fassaden überwuchern wolle. Planmäßiges Zusammenfassen zu freier und
bunter Wirkung ist hier entsdieidend. Anwendung wetterfester Materialien, wie Mosaik,
Verglasung, wird in vielen Fällen die Lösung bringen. Vor allem muß innerhalb der
großen Werbetätigkeit gelernt werden, das einzelne Plakat so anzubringen, daß es als
Trumpf, nicht aber als Störung auffällt und Freunde wirbt. Blickrichtung, Höhe, Farb:
wirkung, Auseinandersetzung mit der Umgebung, Maßstab, Größenverhältnisse: das
werden entscheidende Gesichtspunkte sein. Es gilt, sidx in den Dienst dieser Bewegung
zu stellen, weil sie die während der letzten Iahrzehnte angestrebte Verbindung des
kulturellen und wirtsdiaftlidxen Lebens in Dcutsdtland und den Bund zwisdien Künstler
und Kaufmann in hohem Maße zu fördern geeignet ist.