Leimfarben Leinölfirnis
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Leimfarben, durch Vermengen einer konfiftenten Leimlöfung mit Farbkörpern
hergeitellt, zum Malen und Anftreichen auf Kalkverputz, Holz, Leinwand; nicht
wetter- und wafferbetiändig.
Man reibt die trockenen Farben in Waffer und rührt kurz vor dem Verbrauche heiße flüffige
Leimlöfung in den Farbenteig hinein. Bei allen Leimfarben bildet weiße Kreide oder feiner
weißer Ton, mit einem Farbkörper gefärbt, das Hauptmaterial. Leimfarbenanttriche werden häufig
zum Grundieren, oder wo auf Dauerhaftigkeit kein Gewicht gelegt wird, verwendet. Sie trocknen
ziemlich rafch und betitzen einen matten Ton, der mit Oelfarbe nicht zu erreichen ilt. J. K. Andes
Leimkafe, Rückftand bei der Leimfabrikation, durch Extraktion gewinnbares Fett ent-
haltend, dient in der Seifenfabrikation; entfetteter Leimkäfe ift als Kunftdüngerfabrikationsmaterial
oder unmittelbar als Düngemittel brauchbar. S. a. Abfallfette. J. K. Amtes
Leindotterol (Dotteröl, deutfches Sefamöl), ein fettes Oel aus den
Samen von Camelina sativa, hellgoldgelb, von fchwachem, eigentümlichem Ge-
ruch und Gefchmack. Spez. Gew. 0,925 bei 15". V.Z. 188; J.Z. 135,3.
Es gehört zu den fchwach trocknenden Oelen und findet in der Seifenfabrikation und
zum Verfchneiden von Rüböl, feltener als Speifeöl Verwendung.
Literatur: Ubbelohde, Handb. d. Chemie u.Technol. d. Fette u. Oele, Bd. II, Leipzig 1920.
Leinenbleiche. Der hohe, 25-30010 betragende Gehalt an Stoffen, die
die rohe Flachsfafer verunreinigen, und die durch das Bleichen entfernt werden,
verbunden mit der Empfindlichkeit der Flachsfafer gegenüber Alkalien, Säuren
und Chlor, macht die Leinenbleiche mühfam und langwierig.
Dies prägt fich aus einerfeits in der Verwendung wefentlich dünnerer Löfungen bei den
einzelnen Stufen des Bleichverfahrens, anderfeits in der häufigeren Wiederholung der chemifchen
Einwirkungen auf die Fafer. Als befondere Behandlung kommt das Auslegen des Bleichmaterials
auf den Rafen hinzu, falls örtliche Lage und Maffenerzeugung dies gefiatten. Bezüglich des
Bleichens von Leinengarn und Leinengewebe vgl. [1] und
Literatur: [l] Hummel-Knecht, Färb. u. Bleicherei d. Spinnfaf., Berlin 1891. [2] Knecht,
Rawfon u. Löwenthal, Handb. d. Färb. d. Spinnfafern, Berlin l900l01. Budierer
Leinenzug (Treideln auf Leinpfaden oder Treidelwegen), das Ziehen von
Schiffen auf gut gangbaren Wegen, die entlang von Kanälen und Flüffen an-
gelegt lind, mittels einer Leine oder eines Taues.
Bei kleineren Fahrzeugen wird das Ziehen (holländifch Trecken) durch Menfchen- oder
Pferdekraft beforgt. Nach zahlreichen Verfuchen verfchiedener Art haben in neuerer Zeit elek-
trifche Treidellokomotiven, z. B. am Teltowkanal bei Berlin, erfolgreiche Verwendung gefunden.
Amtlich zugelaliene Leinpfade oder Treidelwege miilfen zur Ausübung des Gewerbes offen
gehalten werden, feibft wenn fie über Grundftücke führen, die (ich im rivatbelitz befinden.
Literatur: IX. Internat. Schiffahrtskongreß, Düffeldorf 1902: Binnenfchifiahrt, 1. AbL, 5. Mitt.;
X. Internat. Schiffahrtskongreß, Mailand: Binnenfchiffahrt, 1. Abt., 2. Mitt. (Oekonom. Studie über
mech. Schifßzug auf FlüKen,_Seen u. Kanälen). sdiuzze
Leinol, ein aus Leinfamen gepreßtes gelbes bis bräunliches Oel von fuß-
bitterem, nachträglich kratzendem Gefchmack und eigentümlichem Geruch.
Das Oel ifi in 16 T. Aether und in 40 T. Alkohol von gewöhnlicher Temperatur löslich,
mit Terpentinöl in allen Verhältniffen mifchbar, iiedet bei 230 o, fängt bei 380-420" zu brennen
an, wobei es (ich bis zu Sirupkonfiftenz verdickt. Leinöl hat in hohem Grade die Eigenfchaft,
aus der Luft und beim Behandeln mit gewiffen Metallfalzen Sauerftoff aufzunehmen, rafch aus-
zutrocknen, alfo einen ,Firnis' zu bilden. Es wird meift aus rufiifcher, oltindifcher, argentinifcher,
La-Plata- ufw. Saat und Saat aus den Ottfeeprovinzen, in Holland und England gewonnen.
Es findet feine Hauptanwendung zu Anftrichzwecken, in der Fabrikation von Lacken, Firniffen.
zu weißen Seifen (Schmierfeifen), in der Linoleumfabrikation ufw. Ueber ein Verfahren, das
Leinöl auch für Genußzwecke tauglich zu machen, f.
Literatur: [l] Seifenfabrikant 1916, S. 617. [2] Andes, Die trockn. Oele, Braunfchweig 1882.
[3] Derf., Vegetab. Fette u. Oele, 2.Auf1., Wien 1922. [4] Seeligmann u. Zieke, Handb.
d. Lack- u. Firnis-lnd, 3. AufL, Berlin 1923. [5] Eibner, A., Fette Oele, Leinölerfatzm,
München 1922. J.K.Andes
Leinolfirnis, Firn is, Qelfirnis, durch Erhitzen mit Metalloxyden (Blei,
Mangan, Kobalt), neuerer Zeit auch mit harz- oder ölfaurem Blei, Kobalt und
Mangan, mit Trockenmitteln ohne Erwärmen aktiv gemachtes, d. h. mit befchleu-
nigtem Austrocknungsvermögen ausgerüftetes Leinöl.
Bei Erhitzung auf 240-280" wird der Firnis als gekocht bezeichnet; ohne Erwärmung
oder bei einer folchen auf 130" hergeftellter Firnis heißt urigekocht. Guter Leinölfirnis muß
etwas dickflüfiiger als Leinöl, von gelber bis braungelber, allenfalls rötlicher Farbe fein. Der
Geruch kann allenfalls unangenehm, darf aber nicht itinkend fein, der Gefchmack itt dem des
Oeles ähnlich; Firnis muß, auf Glas geitrichen, binnen 9-18 Stunden zu einem feften, elaftifchen,
nicht klebenden Häutchen ausgetrocknet fein. Die Verfälfchungen haben fo überhand genommen,
daß lich der deutfche Handel veranlaßt fah, den Begriff Leinölfirnis fefizulegen. Demnach iti
Leinölfirnis f.v.w. Leinöl, dem durch Zufatz von Trockenttoff die demfelben eigentümliche
fchnelle Trockenfahigkeit gegeben wird. Leinölfirnis foll nicht mehr als 2010, bei Verwendung
harzfaiirer Metallverbindun gen nicht mehr als 5 01„ Trockenftofi enthalten. Unter den Bezeichnungen
Lueger, Lexikon der gefilmten Technik. 3. Aufl. IV 44