K ohäfionslzöhe
Kohlenbahnhöfe
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beim Zufammendrängen der Teilchen auf einen kleineren Raum gewiffe Kräfte
überwunden werden müffen. Es wirken alfo zwifchen den Molekülen, aus denen
die Körper aufgebaut lind, anziehende und abftoßende Kräfte. Das Verhältnis
diefer beiden Kräfte ilt befiimmend für den Widerltand, der bei einer Trennung
überwunden werden muß; diefer Widerftand heißt Kohäfionskraft (Zufam-
menhangskraft) oder kurz Kohäfion. Durch äußere Kräfte, Wärme, chemifche
Einwirkungen kann die Kohäiion Aenderungen erfahren (Hämmern, Walzen,
Härten, Schmelzen, Verdampfen).
Bei feilen Körpern ift die Kohäiion fehr groß, beim idealen iiarren Körper unendlich;
bei flüfiigen Körpern iit {ie fehr klein, bei einer ,vo1lkommenen Flüfiigkeit" wäre iie gleich
Null; bei gasförmigen Körpern überwiegt die Abitoßung, die Kohäiion ift negativ. Zwifchen
diefen wichtigiten Aggregatformen treten mancherlei Uebergangsformen auf. Reim
Kohälionshohe, diejenige Höhe lzs, auf die eine Erdmaffe, die eine gewiffe
Kohäiion c kglmi hat, unter dem Winkel s (f. die Figur) angefchnitten werden
kann, ohne daß ein Abrutfchen ftattfindet.
Ilt q der natürliche Böfchungswinkel (f. Reibungswinkel), y das Gewicht von lms
Erde, fo ilt: h 2ccos9rsine
8 75in2(tf2_Wl2)
In diefem Ausdruck kommt die Neigung a der oberen Begrenzungsfläche nicht vor, alfo er-
fcheint hs unabhängig von derfelben. Für e: g: wird hs:oo, d. h. eine nach dem Reibungs-
winkel abgeböfchte Fläche kann theoretifch unendlich hoch hinaufreichen,
wobei c:0 wird. Damit erhält man die natürliche Böfchung. Für fenk-
rechten Abilich (e: 90") wird 2c ms 7,411 f
lleihoz: 2;,
75m (45"9'l2) h:
woraus die Kohäiionsgröße c einer beliimmten Erdgattung {ich zu g hyi
c_ 7hoS1Tl2(45-"llz) e, b, 3b? "a1?
_ dzearfsmf g'
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Literatur: Culmann, Die graph. Statik, S. 557, Zürich 1866; Löwe, Straßenbaukunde, 2. Aufl.,
S, 251, Wiesbaden 190g; v. Ott, Vorträge üb. Baumech., S. 5, Prag 1877. Kauer
Kohlenbahnhofe, befondere Anlagen zur Bewältigung großen Kohlen-
Verkehrs zur Verforgung großer Städte und Indutlrieplätze mit auf der Bahn
beigeführter Kohle fowie zum Umfchlagsverkehr zwifchen Bahn und Schiff. Die
Anlagen der erften Art können als Stadtkohlenbahnhöfe, die der zweiten
als Hafenkohlenbahnhöfe bezeichnet werden.
Stadtkohlenbahnhöfe lind in England an vielen Stellen ausgeführt. Eine folche
Anlage befteht aus gleichlangen, je für drei bis fechs Wagen bemeffenen, parallelen Gleis-
ftücken zwifchen zwei Schiebebühnen, von denen die eine zum Beiführen der vollen Wagen
auf die Parallelgleife, die andere zum Abführen der leeren Wagen dient. Parallelgleife und
Schiebebiihnen liegen, etwa 5 m höher als eine Zufahrtitraße entlang der einen Schiebebühne,
über Lagerräumen, die durch Scheidemauern zwifchen den einzelnen Parallelgleifen abgeteilt
und mit H0lz- oder Eifenbalken oder auch leilweife mit Gewölben überdeckt werden. In
jedem Parallelgleis find zwei bis drei Schütttrichter, durch welche die Kohlen beim Oeffnen
der Boden- oder Seitenklappen der Wagen in die Lagerräume hinabfallen (Zentralblatt d.
Bauverw.1899).- In weltdeutfchen Städten und in Wien (am Nord- und Südbahnhoi) find
einfache Kohlen rutfchen angelegt, bei denen die Kohlen vom Eifenbahngleife feitwärts
auf einer etwa mit 1:1 abfallenden Böfchuiig zu den um 1112-3 ljg m tiefer liegenden Lager-
plätzen hinabrutfchen, die durch Wände und Stützmauern gegen den noch etwa 1m tiefer
liegenden Abfuhrplatz abgegrenzt iind.
Auf Hafenkohlenbahnhöfen handelt es iich hauptfächlich um rafche Entladung der
Kohlenwagen und deren leichte Zu- und Abfuhr, wobei oft auf die verfchiedene Höhe des
Wailerftandes fowie auf Verhinderung allzu heftigen Sturzes der Kohlen Rückiicht zu nehmen
ift. Mannigfaltige Ausbildung haben folche Anlagen in den Seehäfen Englands gefunden, wo
zugleich große Waüeritandsunterfchiede zu beachten find. Die bedeutendllen derartigen An-
lagen in Deutfchland find die Kohlenhäfen in Ruhrort und Duisburg, wo die weltfälifche
Kohle in die Rheinfchiffe verladen wird.
Hiniichtlich der Verladung kommen folgende Ausführungsarten in Betracht: l.Das
Verladen gefchieht mit Hilfe befonderer Gefäße (Kalten oder Zylinder), die, an Kranen
hängend, aus den Bahnwagen gefüllt und über dem Schiffe entleert werden. 2. Das Verladen
gefchieht unmittelbar von den Bahnwagen aus in das Schiff. Hierbei kann der Wagen durch
einen am Ufer {lebenden Kran über das Schiff gefchwenkt und dort gekippt werden; oder es
kann der Inhalt der Wagen mittels Ausfchaufelns durch Seiten- oder Bodenklappen auf einer
Schüttrinne dem Schiff zugeleitet werden (Fig. Endlich kann der Wagen auf einem
befonderen Gerült am Ufer fo gekippt werden, daß er nach Oeffnung einer Seitenwand die
Kohlen auf eine Schüttrinne fallen läBt, die iie zum Schiffe führt und am bellen mit der
kippenden Plattform unmittelbar verbunden iit. Bei großen Höhenunterfchieden wird die Kipp-
Vorrichtung nebft Wagen gehoben und gefenkt.
Das Heran- und Zurückführen der Wagen zu den Sturzgerüiien gefchieht in der
Regel durch kurze Quergleife, die mittels Drehfcheiben mit den dem Ufer parallelen Längs-