Jutefdrberei
Jutefpinnerei
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die Jute in einer auf 80" erwärmten, fchwach alkalifchen Löfung von WalTerglas (50 g in l0l
Waffer), Soda und Borax gewafchen und dann in einer Löfung von unterchlorigfaurem Natron
mit wirkfamem Chlor (entfprechend Chlorkalk) umgezogen. Die im Bleichbad
behandelte Fafer wird gut gefpült und in kalter verdünnter Salzfäure von V3" B6 behandelt,
die etwas fchweflige Säure enthält, wonach fie fchwach cremefarbig und glänzend erfcheint.
Schließlich wird zur Entfernung der Salzfäure zweckmäßig in Waffer unter Zufatz von eilig-
faurem Natron gründlich gewalchen. Um ein fchönes Weiß zu erzielen, wird fodann in einer
zweiprozentigen Natriumbifulfitlöfung behandelt, ausgepreßt und nochmals gewafchen. Der Ge-
wichtsverluft bei diefem Bleichverfahren beträgt 7-8 der Verlult an Feftigkeit etwa
Beffere Ergebniffe liefert eine Methode, die befteht in einer vorbereitenden Wäfche mit
Alkali, einer Behandlung mit iibermanganfaurem Kali und einer Entfärbung durch fchweflige
Säure, die das niedergefchlagene Manganfuperoxydhydrat auflöft. Die Jute wird 12 Stunden
hindurch in eine lauwarme Löfung von 200 g Ammoniakfoda auf 1001 Waffer eingelegt, hierauf
gefpült und zwei Stunden hindurch auf ein kaltes Bad von 25 g Kaliumpermanganat auf lOOl
Waffer gebracht, das nach diefer Zeit wafferklar ausgezogen fein muß. Dann wird lie aufge-
fchlagen, ablaufen gelaffen und auf ein zweites mit Natriumbifulfit und Salzläure befchicktes
Bad geftellt. In die em wird fie umgezo en, bis die braune Färbung verfchwunden itt, darauf
mehrere Stunden darin liegen gelaffen. gchließlich wird Iie gefpiilt und getrocknet. Ein Auf-
hellen des bräunlichen Tones der Jutefafer wird auch mit Blankit l (einem Hydrofulfit-Präparat
der erreicht.
Literatur: Pfuhl, Die Jute u. ihre Verarbeit., Berlin 1888. (Möhlau) Budierer
Jutefärberel. Die chemifche Befchaffenheit der ltark verholzten Jutefafer,
die nach Croß und Bevan eine Verbindung von Zellulofe mit einer tannin-
artigen Subitanz (Baltin) enthält, bedingt ihr Verhalten gegenüber balifchen Farb-
ftoffen, das an das Verhalten der mit Tannin geheizten Baumwolle erinnert. Die
gewafchene oder auch vorher gebleichte Jute wird daher vielfach mit balifchen
Farbftoffen, und zwar ohne Beize im neutralen Bade oder unter Zufatz von Eilig-
fäure oder Alaun bei 50-70" gefärbt.
In gleicher Weite laffen {ich auf ihr die fchwach fauren Farbftoffe, wie die Eofine und
Alizarinfarbttoffe, desgleichen die Pigmente der Farbhölzer befeltigen, ferner die direkten Baum-
wollfarbfloffe oder Salzfarben, die (ich im Seifenbade ohne Schwierigkeit auffärben latTen; aber
auch die Säurefarbttoffe können im fchwach effigfauren, mit l-l0"]o Alaun verfetzten Bade
zum Färben der Jute dienen. Zur Erzielung roter Töne verwendet man vorwiegend Fuchiin
und Safranin im neutralen Bade, die Ponceau- und Scharlachmarken im fchwach efligfauren
Bade, die roten, direkt färbenden Baumwollazofarbfloffe, wie Benzopurpurin 4B und Diamin-
echtrot, im Seifenbade. Lebhafte gelbe Töne liefert Auramin, das bei 60-70" gefärbt wird,
ferner Naphtolgelb S, Chinolingelb und Tartrazin im fchwach fauren Bade. O ra n ge Töne liefern
in gleicher Weite aufgefärbt Azoflavin und Orange N. Für lebhafte grüne Töne eignen {ich
die bafifchen Farbltoffe Malachit-, Brillant-, Methylgriin, während die im fchwach fauren Bade
kochend aufzufärbenden Säuregrün, wie Lichtgrün, Guineagrün, zufammen mit andern Säure-
farbftoffen Mifchtöne herzuftellen geltatten. Für blau e und violette Töne ftehen eine Reihe
bafifcher, im neutralen oder fchwach effigfauren Bade aufzufärbender Farblloffe, wie Viktoria-,
Nacht, Methylen-, Nilblau, Methyl-, Kriftallviolett, zur Verfügung. Braune Farben erzielt man
mit Chryfoidin und Vefuvin als batifchen, Echtbraun N und aphtylaminbraun als fauren Farb-
ftoffen. Schwarz erzeugt man auf Jute in der Weife, daß man diefelbe in ein kochendes Bad
von trockenem Blauholzextrakt und V2 o], Gelbholzextrakt einlegt und 24 Stunden darin
verweilen läßt. Sodann wirft man Iie auf Haufen auf, die innerhalb 4 Stunden mehrfach ge-
wendet werden mütfen. Unterdeffen hat man dem Bade Eifenvitriol und 1], o], Kupfervitriol,
bezogen auf das Gewicht der Jute, zugefetzt und die Flüfligkeit zum Kochen erhitzt, worauf
man mit dem Material weitere 24 Stunden eingeht. Schließlich wird die Jute gefchleudert und
getrocknet. Schwefel- und Küpenfarbftoffe finden nur ausnahmsweife auf Jute Verwendung.
Literatur: Pfuhl, Die_.Iute u. ihre Verarbeit, Berlin 1888. (Möhluu) Budrerer
Jutefplnnerei. Die Jute, Dfchut, Juthanf, Ciunni, eine Baftfafer (vgl. Spinn-
fafern) von Corchorusarten aus der Familie der Tiliazeen, wurde zuerlt in
Dundee 1832, in Deutfchland (in Vechelde, Braunfchweig) 1861 und etwa zehn
Jahre fpäter in Oefterreich zur Verfpinnung gebracht. Die Jutefafer kommt ge-
reinigt, ohne fette l-lolzteile auf den europäifchen Markt; die Entholzung und
Rölte der Fafer erfolgt fchon am Gewinnungsplatze Näheres hierüber fowie
über alle Spinnverfahren und Spinnmafchinen f. Für das Spinnen der Jute
werden die für Flachs üblichen beiden Verfahren angewendet, je nachdem lange
gehechelte Jutefafern zu Jutehechelgarn (jute-line-yarn) oder gekrem-
pelte Jutefafern zu J utewer ggarn (jute-tow-yarn) verfponnen werden tollen.
Für die I-lerftellung der Jutewerg(hede)garne wird die lange Jutefafer unter Mitwirkung
von Krempeln in kürzere, fchließlich etwa 200-250 mm lange Fafern zerlegt, welche gleich-
laufend nebeneinandergebracht und lofe zufammengedreht als Vorgarn den Feinfpinnmafchinen
übergeben werden. In Deutfchland werden nach diefem Verfahren alle gröberen Garne (in den
englifchen Nrn. 1], bis höchffens 10; metrifch Nr.0,l5-6) erzeugt. Zur Erzeugung der feineren
Nummern der Jutehechelgarne (englifch Nr. 16-20, höchftens 30, metrifch Nr.10-l2-l8),
für welche nur die feinften und betten Juteforten benutzt werden, wird die Jute in etwa 75 cm