Grubenbrand
709
Die Arbeitszeit auf der Grube heißt Schicht, nach der Dauer 8-, l0- und l2ftündig
und nach der Tageszeit Tag- und Nachtfchicht. Wechfeln im Laufe von 24 Stunden drei Ar-
beitergruppen, fo daß jede 8 Stunden arbeitet, fo fpricht man von Frühdrittel (4 Uhr früh bis
12 Uhr mittags), Tagdrittel (12 bis 8 Uhr), Nachtdrittel (8 Uhr abends bis 4 Uhr früh). Hierdurch
hat tich die Bezeichnung Drittel tlatt Schicht eingebürgert, die auch gebraucht wird, wenn
die Arbeitszeit länger als 8 Stunden dauert. Schicht und Drittel bezeichnen auch die zu einer
beltimmten Zeit anfahrende Mannfchaft, z. B.: die Tagfchicht itt 300 Mann ftark.
Der für die Dauer einer Schicht feftgefetzte Lohn heißt Schichtlohn, im Gegenfatz
zum Gedinge, d. h. Akkordlohn für eine beftimmte Arbeitsleiftung. Es gibt, z. B. bei der
l-lerftellung einer Strecke (f. Längen- oder Metergedinge, beim Abbaubetrieb
QuadratmetergedingeoderTonnengedinge,bei derFörderungTonnenkilometer-
gedinge. Unter Generalgedingevertleht man das für eine größere Arbeit abgefchloffene
und auf längere Zeit geltende Gedinge, z. B. beim Schachtabteufen oder Querfchlagbetrieb.
Prämiengedinge fichern den Arbeitern für eine bettimmte, nur durch großen Fleiß zu er-
reichende Leiftung eine befondere Vergütung.
Das für einen Bergwerksbetrieb erforderte Kapital nennt man bei den Gewerkfchaften
(f. Bergrecht) Verlag oder Zubuße; wird vom Ertrage des Betriebes das Anlagekapital
durch Rückzahlung getilgt, fo tagt man: der Bergbau gibt Verlag oder erftattet den
Ve rl ag zu rü ck; der nach Tilgung des Anlagekapitals {ich ergebende Reingewinn heißt Au s
beute. Halten {ich bei einer Grube die Betriebskotten und der Wert der Produktion (das
Ausbringen) das Gleichgewicht, fo ilt die Grube im Freiverbau.
Hintichtlich der Hohe des Anlage- und Betriebskapitals befindet {ich der Bergbau in un-
gtinttigerer Lage als andere lnduftrien, da die Mineraliührung der Lagerltätte {ich nur fchwer von
vornherein fchätzen läßt und bei l-lerftellung der Anlagen (f. Grubenbaue) leicht unvorher-
gefehene Schwierigkeiten eintreten können, die bedeutende Kapitalaufwendungen erfordern.
Dazu lind z. B. die Wafferverhältniffe und ltarker Gebirgsdruck beim Schachtabieufen und bei
der Auffahrung des Streckenfyttems zu rechnen. Aber auch während des Betriebes können
unerwartete Hinderniffe erwachten, dem Gangbergbau in der Unregelmäßigkeit der Erzführung,
dem Kohlenbergbau durch Grubenbrand (f. d.) und Explotionsgefahr (f. Wetter). Dazu
kommt das häufige Schwanken fowohl der Menge als auch des Preifes der abfetzbaren Produktion
(Kupfer, Erdöl, Steinkohle, Kalifalze ufw.). Der Zulammenfchluß gleichartiger Unternehmungen
zum Zweck der Preisregelung itt daher im Bergbau befonders häufig (Ringe, Syndikate ufw.;
Quotierung der Förderung).
Bergarbeit ift fchwere Arbeit und erfordert Ausdauer, Gewandtheit und Umticht. Trotzdem
wird tie von den Arbeitern andern Befchättigungen gegenüber bevorzugt, da tie in der Regel
lländigen Verdienft gewährt. Die Natur des Bergbaubetriebes erfchwert die Auflichtführung,
daher ilt zur Anfpornung des Fleißes das Gedingewefen unerläßlich. Die Autfichtsbeamten
forgen für das richtige lneinandergreifen der einzelnen Arbeiten und für die Betriebs-
find. Das Grubenrechnungswefen (früher auch Anfchnitt genannt) ift bei größeren Berg-
gebäuden fehr umfänglich; wichtig ift die Buchführung über die Zufammenfetzung der Ge-
ttehungskotten, da hierdurch die bette Prüfung über richtige und fparfame Betriebsweife ermög-
licht wird lt]. Die von Taylor vertretenen Grundfätze bei der Betriebsüberwachung können
im Bergbau nur vereinzelt Anwendung finden. Ueber Leiftungszahlen (Schichtför-
deranteil) im deutfchen Stein- und Braunkohletibergbau f.
Zu den Eigentüinlichkeiten des Bergbaubetriebes gehört auch die Planführung, Rißw efen
genannt tLMarkfcheidekunde), ohne das bei einiger Ausdehnung der Baue und ver-
wickelten Lagerungsverhältniffen der Betrieb überhaupt nicht möglich fein würde.
Der große Bedarf an mechanifcher Kraft, welcher in der Gegenwart vorzugsweife durch
Dampfkraft und Elektrizität (vgl. Elektrizität im Bergbau) gedeckt wird, mußte früher aus-
fchließlich durch Wafferkraft erzeugt werden; wir finden daher in vielen Revieren des Erz-
bergbaues, z. B. am Harz, im Erzgebirge, fchon frühzeitig ausgedehnte Anlagen für die Waffer-
verfo rgung. Die Vergrößerung ihies Wertes einerfeits durch Befchatfung von Gefällhöhe und
anderfeits die Entlattung der Wafferhaltungsmafchinen (f. Wafferheb u ng) durch Verminderung
der Wafferhebungshöhe wurde durch Anlage tiefer Stölln (f. Stollen) erreicht; ihre Wichtig-
keit in früherer Zeit wird am bellen verdeutlicht durch die Vorrechte, welche den Erbftolln
gefetzlich verliehen wurden, in der Form von Anteilen an dem Ertrag der Gruben, bis in deren
Feld der Stollen getrieben wurde.
Literatur: Bergwirtfch. Mitteil., Beibl. z.Zeit1'chr. f. prakt. Geologie, bis 1916. Internat.
Bergwirtfchaft, Leipzig, feit Oktober 1925. Tieptow, E., Grundz. d. Bergbaukunde, _6. Aufl.,
Bd. l, Abfchn. X, Leipzig 1925. [l] Sieben, Richtlin. f. eine wiffenfch. Betriebstühr. im Berg-
bau, „Glückauf' 1923, 5.909. ,Braunkohle', Bd. XXIV, 19.5, H. 13 u. 14, enthält mehrere
Arbeiten. lz] Preuß. Zeitfchr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwefen 1925, Stat. Teil, S.70. Treptow
Grubenbrand, ein Brand in den zum Zwecke des Bergbaubetriebes her-
geftellten unterirdifchen Räumen, entlteht entweder durch Entzündung der
Zimmerung infolge unglücklicher Zufälle oder durch Selblientzündung der Lager-
ltätte, z. B. der Braun- und Steinkohlen, ferner des Schwefelkiefes, zuweilen
auch infolge von Schlagwetterexplotionen.
Der Zimmerungsbrand im Marienfchachte zu Pribram [l] am 31. Mai 1892 koltete 319 Berg-
leuten das Leben, die in den unatembaren Brandgafen ertlickten. Am 3. März 1896 entlland
ein Zimmerungsbrand im Frankenbergfchachte der Kleophasgrube bei Kattowitz in Oberfchletien;
demfelben fielen 1U0 Arbeiter und 23 Pterde zum Opfer