Flugzeugbewaffnurig
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bei ihnen fehr große Beanfpruchungen auftreten können. Oben angeführte Sicherheitsfaktoren
haben fich für die zur Zeit in Deutfchland verwendeten Flugzeugarten als ausreichend gezeigt.
Außer den Flügeln werden naturgemäß auch alle andern Teile geprüft, deren Bruch während
des Fluges Gefahr bringen könnte. Man prüft: die Floffen mit Belaftungen von 300 kglm";
Ruder an Floffen mit 150 kgfmz; Ruder, die nicht an Floffen angefchlolien und ausgeglichen
lind, mit 200 kglmß bei einfitzigen, mit 300 kglm" bei mehrlitzigen Flugzeugen. Entfprechend
werden Steuerapparate, Fahrgeilell ufw. geprüft.
Literatur: Anacker, Praxis d. Flugzeugbaues, Berlin 1918. Bader, Flugzeugbaukunde,
Berlin 1924. Derf., Grundl. d. Flugzeugbaues, Leipzig 1920. Ergebn. d. Aerodyn.Verfuchsanl't.
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Vereinigte Staaten: Automotive Abstracts; Aero Digest; U. S. Air Serv.; Automotive lndustries.
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Belgien: La Conquete de L'Air. China: Speed. Tfchechoflowakei: Letectvi. Oel1er-
reich: Motor (Oeiterr. Motor. Der Flug). Bartel:
Flugzeugbewaffnung, je nach den Aufgaben des Flugzeugs verfchreden.
1. Jagdflugzeuge: Zwei Mafchinengewehre zu beiden Seiten des Führers
ltarr eingebaut und mit dem Motor derart gekuppelt, daß nur abgefeuert wird, fobald die Flügel
des Propellers die Mündung des feuernden paftiert haben (Fokkerfteuerung für;
Größte Feuergefchwindigkeit ift erwünfcht. Ge en Ende des Weltkrieges erreichte Deutfchland
mit dem doppelläufigen Gafl-M.-G. 1200 bis lg700 Schüffe i. d. Min. Ein Motorgewehr (Sie-
mens) mit etwa 1000 Schüffen je Minute, deffen Schloßmechanismus durch einen Motor betrieben
wurde, war bei Beendigung des Kriegs im Verfuch.
2. Beobachtungsflugzeuge: ein bis zwei für den Führer. Für den Beobachter
ein beweglich eingebautes zum Schießen nach beiden Seiten und nach hinten.
3. Schlachtflugzeuge: eine größere Zahl Flugzeugkanonen und Brifanz-,
Nebel- und Gasbomben. Mit der Erhöhung der Tragfähigkeit iteigert {ich die Bewaffnung
diefer Flugzeuge. In den Vereinigten Staaten ift ein Schlachtflugzeug mit 30 in Verfuch
genommen worden, und Frankreich baute eine Mafchine, welche außer mehreren zwei
Schnellfeuergefchütze, eins Schußrichtung nach vorn, das andere nach hinten, führt. Das Kaliber
der Flugzeugkanonen, im Weltkriege 2 bis 3,7 cm, erreicht heute 5 cm: Frankreich foll fogar
den Einbau einer 7,5-cm-Kanone planen. Zum Schutz der Befatzung und des Motors wird
diefe Flugzeugart teilweife gepanzert.
4. Bombenflugzeuge: Neben einigen bilden Minen und Brandbomben ihre
Bewaffnung. Erliere zum Zerltören wichtiger Bauten und im Seekriege zum Angriff auf
Kriegsfchiffe, letztere zum lnbrandfetzen von Ortfchaften und Magazinen. Die mitgeführte
Bombenlalt erreichte zu Ende des Weltkriegs 1500 kg, neuerdings 2000 kg.
Die Bomben haben Tropfen- oder Torpedoform und Flügelanfätze als Steuerflächen.
Sprengbomben, meift 12,5 kg fchwer, find ftarkwandig aus Granatftahl und mit
Sprengfloff von etwa ihres Gewichts gefüllt. Sie follen ftarke Splitterwirkung gegen lebende
Ziele geben. Die Nebel- und Gasbomben, dünnwandig, haben eine dem Sonderzweck ent-
fprechende Ladung (vgLGaskampfmittel). Brandbomben zünden nur, wenn fie in un-
mittelbarer Nähe brennbarer Stoffe auftreffen; fie müffen deshalb in großer Zahl ausgeflreut
werden und lind zu dem Zweck nur 1kg(deutfche Elektronbombe) bis 10 kg fchwer. Als
Brandmaffe enthalten iie Gemenge aus Thermit, Azeton. Erdwachs u. a. Minenbomben erhalten
zur Erzielung ftarker Luftdruckwirkung eine möglichft große Sprengladung; fie lind dünnwandig und
50 bis 1000 kg fchwer. Als Sprengladung diefer Bomben wird, im Hinblick auf Stoßlicherheit,
meift Trinitrotoluol verwendet. Von den Zündern muß gefordert werden, daß eine Gefährdung
der Befatzung auch bei harter Landung oder Bruch des Fahrzeugs ausgefchloffen ift. Deshalb
lind alle nicht ftoßlicheren Präparate, wie Knallqueckfilber, möglichft zu vermeiden (an ihrer
Stelle Bleiazid) und ift, abgefehen von der Transportficherung durch Vorliecker, eine befondere
Zünderficherung (Fliehbolzen), die erft nach einer beftimmten Faliftrecke die Zündung freigibt,
anzuwenden. Es werden Auffchlag- und Zeitzünder gebraucht, erltere mit Einrichtung für
Fein- und für verzögerte Zündung. Die Verzögerung wird nicht durch Zwifchenfchalten eines
Pulverfatzes, fondern durch den Wideriiand einer Federfpannung. der fich der Fallhöhe und
dem Zielwiderfiand felbfitätig anpaßt, erreicht. Um auch beim Ueberfchlagen der Bomben die
Zündung zu gewährleiften, verwendet man Zeitzünder mit Stellung über Fallzeit oder bringt
mehrere Zünder an.
Die A b w u rfv o r r i c h tu n g muß gegen unbeablichtigtes Abfallen der GefcholTe iichern und
im oder nahe dem Schwerpunkt des Flugzeugs liegen. Man verwendet Abwurfmagazine oder
Aufhängegeftelle mit zentraler Auslöfevorrichtung durch Druckknopf (Sperrhebel) oder Auslöfe-
hebel mit Seilzug für Einzel-, Reihen- oder Maffenabwurf: auch lind Lanzierrohre mit Ausiloß-
feder verfucht worden.
Das Treffen im Bombenwurf aus einem Flugzeug ift fchwierig; meift verfpricht nur MalTen-
einfatz Erfolg. Als Zielvorrichtungen werden Bombenvifiere mit Zielfernrohr und Vorrichtungen
Lueger, Lexikon der getarnten Technik. 3. Aufl. IIl 24