Feuerungsanlagen
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Fig. 69a und b den Kohlenllaub mittels Schnecke von 150 bis 250 Umdrehungen in der Minute
durch eine ringförmige Düfe, an deren Austritt die Milchung mit der durch Ventilator zuge-
führten Luft erfolgt.
Die Regelung der Brennerleiftung kann, wie z. B. bei den Aero-Mühlen, erfolgen
durch Aenderung der Kohlenltaubmenge, indem man weniger Kohle der Mühle zuführt, und
durch gleichzeitige Aenderung der in die Mühle eingelalfenen Primärluftmenge.
Bei den Brennern mit Zufuhr der Kohle lowie der Primär- und der Sekundärluft im
Brenner oder bei den Einrichtungen nach Lopulco ändert man die Staubmenge, läßt den Druck
der Primärluft konltant und regelt bei gleicher Luftliberfchußzahl die Sekundärluftmenge durch
Droffelung oder durch Aenderung der Umdrehungszahl des Ventilators. Primär-Luftdruck und
-Luftmenge bleiben alfo auch bei Teillalt gleich, fo daß Ausfetzen der Staubzufuhr oder Flammen-
rtickfchlag unmöglich lind. Eine weitere Möglichkeit der Regelung hat man in der Anwendung
mehrerer Brenner, die entfprechend der Keffelbelallung zu- oder abgefchaltet werden. Die einmal
als günftig erkannte Brennereinltellung braucht in dlelem Fall nicht geändert zu werden.
Verbrennung: Bei der Kohlenftaubfeuerung muß, im Gegenfatz zu der Rollfeuerung,
auch der Koks verbrennen, folange er noch in der Schwebe ift. Die Verbrennung desfelben
wird dadurch günftig beeinflußt, daß die Temperatur im Feuerraum bei dem für Kohlenllaub-
feuerungen möglichen geringen Luflüberfchuß fehr hoch wird. Je höher die Temperatur im
Feuerraum, dello kürzer der Weg, auf dem der Koks ausbrennt. Da das Keffelmauerwerk
Temperaturen von mehr als 15500 dauernd nicht aushalten kann, darf auch bei Kohlenltaub-
feuerungen der Luftüberlchuß nicht zu klein genommen werden (etwa 25'110). Feine Mahlung
begünltlgt die Verbrennung. Als Maß für die Feinheit der Mahlung gilt ein Durchgang von
85 bis 95 "I0 bei einem Sieb von 4900 Mafchen auf 1 cm2. Bei leicht entzündlicher Kohle
kann die untere Grenze und noch darunter genommen werden. Koks und magere Brennltoffe ver-
langen Mahlung bis zur oberen Grenze. Bei wertlolen Abfallftoffen wählt man vielfach geringere
Feinheit und lieber fchlechteren Wirkungsgrad, um an Mahlkollen zu lparen. Größere Mahlfeinheit
bedingt weiter eine Belchleunigung der Zündung und Verbrennung und dadurch Verkürzung des
Flammenwegs und Verkleinerung des Feuerraums. Hoher Schlacken- und Afchengehalt er-
lchwert die Verbrennung nicht in gleichem Maß wie bei Rollfeuerungen; Schlacke und Afche
werden am Boden der Verbrennungskammer oder in den Zügen abgelagert, ohne daß lie auf die
Verbrennung fchädlich einwirken. Vielfach wird durch lie eine erwünfchte Milderung der Flammen-
temperatur eintreten. Wichtig ilt es, für leichte Abfuhr der Schlacke zu forgen. Kohle mit
bis 50 "[0 Schlacke foll bei der Kohlenftaubfeuerung anftandslos verbrannt werden können.
Geftaltung des Feuerraums, f. hierzu insbefondere [59] und [54a]. Berührung der
Flammenlpitze mit dem Mauerwerk oder eine gewaltfame Umlenkung der Flamme durch Mauer-
werk ilt zu vermeiden, da beim entltehenden Richtungswechfel Schlacken- und Afchenteilchen
ausfcheiden, in Riffe und Poren der Steine eindringen und lo zerltörend auf das Mauerwerk
einwirken. Die Flamme muß (ich im Feuerraum frei entfalten können. Dabei lind Einblale-
gefchwindigkeit und Schornfteinzug fo einzuregeln, daß die Flamme zur Erzielung tunlichlt
großer Rückftrahlung und geringer Wandltrahlung eine möglichft kugelige Geftalt annimmt.
Durch ltarke Rückltrahlung wird der Wärmebedarf im erlten Teil der Flamme zum Austreiben
der flüchtigen Bellandteile leichter gedeckt, damit die Zündung befchleunigt und die Flammen-
länge kürzer. Verminderung der Wandltrahlung fchont das Mauerwerk und verkleinert die
Abkiihlungsverlulte. Der erlte Teil der Flamme, der Wärme verbraucht, ilt vor Abllrahlung zu
fchützen; im zweiten Teil der Flamme ift Abltrahlung an Heizflächen oder andere Wärme
aufnehmende Körper zu begünlligen. Unmittelbare Berührung der Flamme mit Heizflächen ilt
zu vermeiden, ebenfo mit Rücklicht auf die Haltbarkeit des Mauerwerks ein höherer Kohlen-
fäuregehalt als 15-1605. Der Flammenweg darf ein bellimmtes Maß nicht überfchreiten,
da fonlt Kohlentellchen unter dem Einfluß der Schwerkraft aus der Flamme herausfallen, und
da langer Flammenweg umfangreiche und damit teure feuerfelte Gewölbe und fonllige Ein-
richtungen bedingt. Richtungswechfel der Rauchgale nach vollkommenem Ausbrand ift vorteil-
haft zur Ausfcheidung der mitgeführten Schlacke.
Die Einblafegefchwindigkeit braucht nicht höher zu fein als die Rückzünd-
gefchwindigkeit des Staubes plus einem gewiffen Sicherheitszufchlag. Die Erfahrung zeigt,
daß man mit Windprellungen von etwa 10 mm entlprechend etwa 14 mfsek Einblale-
gefchwindigkeit, auskommt. Kleine Einblafegelchwindigkeit ift fchon im lnterelfe kleiner Feuer-
räume, die lich aus der geringeren Flammenlänge ergeben, erwünfcht, ganz abgefehen davon,
daß dadurch auch die Wirkung der gegen das Mauerwerk anprallenden Schlacken- und Flug-
afchenteile fchwächer wird. Die Zugltärke am Keffelende toll nicht mehr als 7 mm be-
tragen, wenn die durch den Schornfteinzug emporgeführte Afchenmenge und die dadurch
verurfachte Belältigung nicht erheblich werden foll.
Die Größe des Feuerraums ilt allo abhängig von der Einblafegefchwindigkeit, von
der Mifchung Kohlenftaub zu Luft, von der Mahlfeinheit, von den auftretenden Temperaturen,
die vom Heizwert und Luftüberfchuß abhängen, und endlich vom Afchengehalt. Heute ver-
wendet man Feuerräume von 25 bis 40 m3 pro Tonne Kohlenftaub in der Stunde, die nicht
viel größer lind als diejenigen von Unterfchub- und Wanderrollfeuerungen. Die Frage der
Geftaltung und Größe des Feuerraums fcheint in Deutfchland ihrer endgültigen Löfung ent-
gegenzugehen. Dagegen gibt es bei uns noch keinen feuerfelten Stein, der den bei Kohlen-
ltaubfeuerungen auftretenden hohen Temperaturen längere Zeit ftandhält. Im allgemeinen kommt
es bei der Ausmauerung weniger auf hohen Schmelzpunkt als auf Schlackenbelländigkeit,
d. h. auf Widerltandsfähigkeit gegen chemilchen Angriff durch die Schlacken an. Vor Ver-
wendung der Steine empfiehlt lich unter allen Umltänden die Schmelzprobe des Steines mit
der betreffenden Kohlenfchlacke.
Lueger, Lexikon der gefamten Technik. 3. Aufl. IIl 19