Brunnen
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richtig ift dies aber nicht, wie schon die Pfeile der Strömungsrichtung des Waffers erkennen
laffen. Dagegen wird die Depreftionsfläche um den Brunnen herum eine andere, und die Zu-
{trömung findet in der Weife itatt, wie {ie Fig.2 zeigt. In derfelben lind l, 2, 3 ufw. die
Grundwafferhorizontalen nach Störung des Gleichgewichts; die Pfeile geben die Strömungs-
richtung des Wafiers, die Geraden AB, m-m, p-p, q-q die Lage der Grundwafferhorizontalen
vor Beginn der Störung des Gleichgewichts durch den Brunnen an. B'A' ift die urfprüngliche
Strörnungsrichtung, die fchraffierte Fläche bezeichnet denjenigen Teil des Grundwafferitroms,
der vom Brunnen beanfprucht wird. Bei unvollkommenen Brunnen mit durchläffigem Mantel
ift ein Zufluß {owohl von der Seite als auch von unten her zu erwarten. Zur Berechnung
folcher unvollkommener Brunnen hat Rother im Journ. f. Gasbel. u. Wafferverforgung 1904 ge-
naue Formeln aufgeftellt. S. a. Bd. 1, 8.438, und Journ. f. Gasbel. u. Wafferverf. 1907, 8.69.
Formeln zur Berechnung unvollkommener Brunnen mit dichter Wand gibt Forchheimer in
der Zeitfchr. d. Oefterr. Arche u. Ing.-Ver. 1905, S. 585. S. a. unter S. 442, u. unter S. 15.
Der Einfluß des Durchmeffers eines Brunnens auf feine Ergiebigkeit ift {ehr gering. Das
Verhältnis iit etwa fo, daß ein Brunnen von 0,40 m Weite etwa zwei Drittel der Waffermenge
ergibt, die ein folcher von 4 m Weite (alfo dem 100fachen Querfchnitte) unter fonit gleichen
Umftänden liefern würde. In der Regel wählt man {tatt eines einzigen eine Anzahl kleinerer
Brunnen. Bei der letzteren Anordnung {ind die Brunnen felbltverftändlich in eine Linie zu
fetzen, die fenkrecht auf der Richtung des Grundwafferitromes fteht; ihre gegenfeitige Ent-
fernung iit entfprechend dem Minimum der Anlagekoiten fo zu wählen, daß bei der
vorausbeftimmten größten Abfenkung kein Brunnen in den Wirkungskreis des andern über-
greift, was dann erreicht ift, wenn der Scheitel der zwifchen zwei Brunnen gelegenen Grund-
wafferwelle auch bei der größten Entnahme annähernd den Stand zeigt, der vor der Entnahme
(bei ungeltörtem Gleichgewicht) verhanden war. Setzt man die Brunnen näher aneinander, fo
vergrößern {ich die Anlagekoften; dagegen ift bei gleicher Entnahme die Abfenkung etwas
eringer. Die Leiltungstähigkeit eines Brunnens mit durchläffigem Mantel ift begrenzt durch
geine Lichtweite und feine Tiefe bzw. die mögliche Spiegelfenkung, durch die Befchaffenheit
des Grundwafferträgers bzw. des Korns des letzteren und durch die Ergiebigkeit des Grund-
wafferbeckens oder Stromes, in den er eingefenkt wurde. III das Korn des Grundwafierträgers
fehr fein, fo muß Sorge getragen werden, daß bei größeren Zuflußgefchwindigkeiten kein
Material in den Brunnen eingeriffen wird (Verhütung einer Verfandung). Selbftverttändlich
kann keiner Grundwafierftrömung mehr Waffer, als {ie überhaupt führt, aufvdie Dauer abge-
nommen werden. Ift die aus dem Brunnen gefchöpfte Menge größer als die Wafferfiihrung
des Stromes, fo ftellt {ich die Vorausfetzung für unfere feither abgeleiteten Formeln, eine kon-
ltante Senkung s bei konitanter Entnahme Q, nicht ein; s wächtt vielmehr fortwährend, bis
der Brunnen erfchöpft ilt. Eine weitere Einfchränkung für die Anwendung unferer Formeln
veranlaßt auch bei {ehr mächtigen Grundwafferanfammlungen und feinem Korne der Umftand,
daß die Bewegung des Grundwaffers erft bei beitimmter Spiegelneigung beginnt. Die Richtung
des Grundwafferftromes iit durch die Grundwafferhorizontalen feftzulegen; letztere ergeben {ich
aus Spiegelbeobachtungen in einem Netze von Brunnen bzw. Bohrungen, von denen je drei
zufammengenommen werden, wobei dann unterftellt wird, daß zwifchen diefen drei Stellen
der Grundwaiferfpiegel eine Ebene fei.
2. Die artefifchen Brunnen unterfcheiden {ich von den gewöhnlichen Brunnen da-
durch, daß fie ausfchließlich Rohrbrunnen {ind und einer Grundwafferftrömung entitammen,
die auf die Wandungen der den Grundwafferträger umgebenden un-
I durchläffigen Schicht eine die atmofphärifche überiteigende Preffung
Flur ausübt (artelifche Strömung). Mit den Bezeichnungen der Fig. 3 er-
gibt {ich entfprechend der Ableitung bei freiem Grundwafferfpiegel
die Ergiebigkeit eines artefifchen Brunnens zu
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Burg. Hierin bedeutet a die Mächtigkeit der wafferführenden Schicht,
m'- während die andern Bezeichnungen mit denen der Fig.1 überein-
ftimmen, mit dem Unterichied, daß im zweiten Fall die Drucklinie
Hi: 3 E uber dem Wafferfpiegel liegt.
Der für einen Brunnen annähernd konftante Wert 231; wird mit m bezeichnet und
In?
nach Thiem Jpezififche Ergiebigkeit" genannt. Für den Brunnen in freiem Grund-
wafferfpiegel läiit tich bei tiefem Grundwaffer und kleinen Abfenkungen ein entfprechender
Wert m' : verwenden.
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" B. Bauliche Anordnung der Brunnen.
Für den Bau von Brunnen gelten folgende allgemeine hygienifch-technifche Grundfätze:
1. Alle Brunnen werden mindeftens 1,2-3 m unter den niederften Grundwafferftand
heruntergefiihrt. Der abgefenkte Spiegel foll möglichft nicht unter den oberften Waffereintritts-
öffnungen liegen, damit keine Luft eintreten kann (Eifenausfcheidungl). 2. Jede Art von
Brunnen fowie ihre nächfte Umgebung müffen vor dem direkten Eintritt von Oberilächenwatler