Bogenbrürken
771
eine Gelenklagerung herbeigeführt (Müngftener Brücke). Gegen den Dreigelenkbogen, der von
Monlierungs- und TX-zmperaturfpannungen gänzlich frei iii, werden der ungünfhgere Einfluß
von Stößen und die etwas größeren Scheitelbewegungen durch Belaftung und Temperaiurwirkung
geltend gemacht; bei befchränkter Konfirukiionshöhe, bei nicht ganz iichrrem Baugrunde
wird man, wenn in folchen Fällen überhaupt Bogeniräger zur Anwendung kommen, dann doch
immer Scheitelgelenke anordnen.
qwasßißnnnnv
ßßgiäiilllllljlliääzuuzi
x .,r äv -'4'4r
'i' "Wüaili
Fig. 12. Straßenbrücke über den Rhein zu Bonn.
Bogen mit ausgefachten Zwickeln eignen lieh mehr für kleinere und mittlere Spannweiten
mit obenliegender Fahrbahn, während für größere und fehr große Spannweiten parallelgurtige
oder Iichelförmige Bogenträger die zweckmäßigere Anordnung darFeWen. Was die Lage der
Fahrbahn anbelangt, fo findet man bei den älteren Bogenbrücken wetaus am häufigften jene
Anordnung, die man als ,Bahn oben" bezeichnet. Bei diefer liegen die Hauptträger (Bogen)
gänzlich unter der Fahrbahn, und letztere ltützt {ich mittels vertikaler Ständer, die bei Fach-
werkbogen immer in den Knotenpunkten angeordnet find, auf den Bogen. Bei weit und hoch
gefpannten Bogen hat man auch die Fahrbahn nicht in jedem Knotenpunkt geftützt, fondern
als Viadukt ausgebildet, der von eifernen, auf den Bogenträgern aufftehenden Pfeilern getragen
wird (Fig. 3 u. 8). Ift die Höhe zwifchen Bogenauflager und Fahrbahn im Verhältnis zur Spann-
weite nur gering, fo bleibt zur Erzielung eines günitigen Stichverhältniffes nichts anderes übrig,
als den Bogenfcheitel über die Fahrbahn zu legen; letztere durchfchneidet dann den Bogen
und ift auf denfelben teils geftützt, teils an ihn angehängt (Fig. 7 u. 12). Aber auch bei ganz
unten liegender Fahrbahn findet das Bogenträgerfyltem Anwendung, und es ift in neuefter
Zeit der über der Brückenbahn liegende fteife Fachwerkbogen mit Zugband oder
Bogenbalken eine namentlich in Deutfchland beliebte Anordnung geworden Die 1897
bis 1904 gebauten großen Brücken über den Rhein bei Düffeldorf (181,3 m), Worms (116,3 m),
Mainz (116,8 m), Köln (Nordbrücke 168 m), über die Elbe bei Harburg (100 m) und Magde-
burg (135 m), über den Main bei Frankfurt (124,8 m), über die Mofel bei Trarbach u. a. geben
hervorragende Beifpiele diefer Anordnung. Hinfichtlich der Grundzüge der Berechnung der
Bogenbrücken [1] f. Bogen, und hintichtlich der allgemeinen Anordnung, Anzahl der Träger,
Geltaltung und Konttruktion der Bahn, der Quer- und Windverttrebungen wie der fonltigen
konftruktiven Einzelheiten [3] f. Eifenbrücken.
Literatur: [1] Melan, Theorie der Bogen- und Hängebrücken, Handb. d. Ingenieurwiffenfcn,
2. Teil, Brückenbau, 6. Bd., 1. Kap., 4. Aufl. 1925; Schäifer u. Melan, Konftr. der eifernen Bogen-
brücken, desgl., 14. Kap.; dafelbft auch ausführl. Literaturangaben über einfchlägige theoretifche
Abhandlungen bzw. über ausgeführte Konftruktionen von eifernen Bogenbrücken. [2] Melan,
Der Brückenbau, 3. Bd., 2. Teil, 2. Aufl., Leipzig 1923. [3] Mehrtens Eifenbrückenbau, 3. Bd.,
Leipzig 1923; Schaper, Eiferne Brücken, 5. Auf1., Berlin 1924. [4] Die Ferdinands-Brücke über
die Mur in Graz, Zeitfchr. d. Oe11err.1ng.- u. Arch.-Ver. 1883. [5] Rheinbrücke bei Konftanz,
v. Klein, Sammlung ausgeführter Brückenkonttruktionen; Rohrbachbrücke der Gotthardbahn,
Zeitfchr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1882 u. a. [6] Brücke über den Miftiflippi bei
St. Louis (158 m Zeitlchr. d. Oefterr. 1ng.- u. Arch.-Ver. 1874; Brücke über die Adda bei
Paderno (150 m 11 Politecnico 1890. [7] Schwarzwafferbrücke im Kanton Bern (114 m
Die Eifenbahn 1882, Croizette-Desnoyers, Cours des ponts; Straßenbrücke Luiz I. über den
Douro bei Oporto (170m Schweiz. Bauztg. 1886 u. a.; Die Kornhausftraßenbrücke über
die Aare in Bern (114,8 m Schweiz. Bauztg. 1898. [8] Dietz, Die Talbrücke bei Müngtten,
Berlin 1904. [9] Theißbrücke bei Szegedin, v. Klein, ausgeführte Konftruktionen; Margareten-
Brücke in Pett, Zeitfchr. d. Oetterr. Ing.- u. Arch-Ver. 1874; Obere Rheinbrücke in Bafel, Die
Eifenbahn 1878 u. a. [10] Wafhingtonbrücke über den Harlemfluß (155 m von N.R.Hutton,
Neuyork, L. v. Rofenberg; Erdre-Viadukt (95 m Zeitfchr. d. Arch.- u. 1ng.-Ver. zu Hannover
1879; König-Karls-Brücke zwifchen Stuttgart und Cannftatt, Zeitfchr. f. Bauwefen 1895, Heft 1
bis 3; Neckarbrücke in Mannheim, Deutfche Bauztg. 1908 u. a. [11] Eifenbahnbrücken über
den Rhein bei und oberhalb Koblenz, Zeitfchr. f. Bauwefen 1881; Straßenbrücke über den Rhein
zwifchen Mainz und Kaltel, desgl. 1886; Straßenbrücke über die Theiß bei Szegedin, Zeitfchr.
d. Oetterr. 1ng.- u. Arch.-Ver. 1883; Brücke über den Nordoltfeekanal bei Levensau (163,4 m
Zentralbl. d. Bauverw. 1894, S.508; Straßenbrücke über den Niagarafall, Kunz, Zeitfchr. d. Oefterr.
1ng.- u. Arch.-Ver. 1899, Nr. 30 u. 81. [12] Crarabit-Viadukt (165 m Zentralbl. d. Bauverw. 1881,
1884; Brücke über den Nordoüfeekanal bei Grünental (156,5 m desgl. 1891, S. 214 u. a.;
Straßenbrücke über den Rhein bei Worms (105,6 m Rieppel, Konftruktion neuerer deutfcher
Brückenbauten, Zeitfchr. f. Arch.- u. lngenieurwefen 1898; ferner Zentralbl. d. Bauverw. 1896;
Ofrbahnbrücke über die Seine in Paris (85,7 m Zeitfchr. d. Oefterr. 1ng.- u. Arch.-Ver. 1901,
S. 563; Bietfchtalbrücke der Lötfchbergbahn, Schweiz. Bauztg. 1913. [13] Donaukanalbrücke
der WienerVerbindungsbahn, Allgemßauztg. 1886; Eifenbahnbrücke über den Niagara (1o7,6 m
Railroad Gazette 1896, Zeitfchr. d. Oe1terr.Ing.- u. Arch.-Ver. 1896, S. 652 u. a. [14] Bogen-
brücken des Bahnhofes Lüneburg, Zeitfchr. d. Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1883; Carola-
ftraßenbrücke über die Elbe in Dresden (52,9 m Klette, Ze1tfchr.t.Arch.- u. Ingenieur-
wefen 1897, Heft 5. [15] Franzensbrücke über den Donaukanal in Wien, Pfeuffer, Zeitfchr.