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Bodenphylik
und Jahreszeiten ab. Diele Abnahme der Bodenwärme in vertikaler Richtung fcheint fchneller
zu erfolgen als die der Luft und macht lich im Frühjahr und im Sommer in höherem Grade
bemerkbar als im Herblt und im Winter. Trotz der liärkeren Belohnung in höheren Lagen
während des Sommerlialbiahres ift die Bodentemperatur niedriger als in der Ebene. weil die
Wirkung der Sonnenwärme nur von kurzer Dauer il't und die Wärmeausllrahlung und dem-
gemäß die Abkühlung bei Nacht überwiegt. Oert iche Einflülie (Expolition und Inklination der
Hänge, Malfenhaftigkeit des Gebirges ulw.) führen auch unter folchen Verhältnilfen mannigfache
Veränderungen der Bodenerwärmung herbei. Bemerkt fei, daß die Befchafenheit der Atmo-
fpliäie, die Niederichläge, das Vorhandenfein von Wafferflächen, die Winde, die Lage und
Bedeckung des Bodens, in dem regelmäßigen Gange der Bodentemperatur mannigfache Ab-
änderungen herbeizuführen vermögen. Die Belchaflenlieit der atmolphäriichen Luft erweili lich
infolern als belangreich, als die Beltrahlung ab-, die Ausitrahlung dagegen zunimmt in dem
Maße, als die Luft dünner und mit einer geringeren Mafie von Waffer- und Staubteilchen ver-
fehen ilt. Trüber Himmtl fowie Nebel vermindert fowohl die Wirkung der Belirahlung als auch
die der Ausltrahlung. Die Niederlchläge felzen in der Regel die Bodentemperatur herunter,
weil lie meilt kalter lind als das Erdreich, und weil die Verdunltung infolge der Durchleuchtung
und damit der Wärmeverlult an der Oberfläche eine Erhöhung erfährt. Entgegengefetzte Wir-
kurigen machen lich zuweilen im Sommer geltend, wenn der Boden mit Pflanzen befetzt ill;
und infolgedeffen austrocknet. lii diefem Falle konnen reichliche Niederfchläge unter Umltänden
_die Bodeiiiemperatur erhöhen, weil infolge der Durchleuchtung die Wärmeleitungsfähigkeit des
Bodens eine Steigerung erfahrt. Die Winde tragen im allgemeinen zu einer Erniedrigung der
Bodentemperatur bei, weil lie im gleichen Grade die Verdunliung vermehren, und zwar ilt dieier
Einf uß um fo größer, je feuchter das Erdreich ift und je leichter der Verdunftungsverluft durch
kapillares Auffteigen des Walters erfetzt wird. In gewiffen Fällen (Schirokko, Föhnwind) kann
die Temperatur der Winde lich belangreich erweilen. Eine entfchiedene Verringerung der Früh-
1ings- und Somiriertemperaturen und kei e welentliche Milderung der Herbft- und Winter-
temperaturen, fulgliCh eine mäßige Verringerung der Jahrestemperaturen ilt im allgemeinen die
Wirkung der Gewäller auf die Temperatur der Uterlander und auf deren Bodentemperatur.
VI. De Bedeutung der phyfikalifchen Eigenfchaften des Bodens für das Pflanzenwachstum.
Den mächtigen Einfluß, den die meclianifche Befchaffenheit des Bodens auf die Vegetation
ausübt, erweilt der Umltand, daß eine Reihe höchlt wichtiger Lebensbedingungen für die im
Boden wurzeliiden Pflanzen lelbft und für jene (niederen) Organismen, an deren Tätigkeit die
verfchiedenen Zerietzungsvorgänge im Boden und dadurch deilen Fruclitbarkeitsverhältnilie zum
großen Teil geknüpft lind, lediglich von dem phyfifclien Zulland des Erdreichs abhängig ift.
Die Strukt rverhältnifle des Bodens lind zunächlt maßgebend für das Wachstum der nahrungs-
und wafferaufnehmenden Organe, d-r Wurzeln, weil diele je nach den Widerftänden, die lie zu
überwinden haben, lich in fehr verfthiedenem Grade ausbreiten. Das Verhalten des Bodens
zur Luft ilt bedeutungsvoll, w-il die unterirdifchen Orga e der Pflanzen, die des Sauerltoffs
nicht entbehren können, tntfprechend den zur Virfügung liebenden Luftmengen lich entfalten.
Die Bodenwarme ilt von hervorragendem Einfluß auf das Pflanzenwachstuin, durch erliohte
Bodenwärme wird die Entwicklung der Pflanzen vorzugsweife in den erften Vegetationsltadien
befchleuiiigt. Unmittelbar wirkt diefelbe auf die Ausbreitung der Wurzeln, mittelbar auf die
oberirdifchen Organe und damit auf das Wachstum der ganz n Pflanze ein. Mit lteigender
Bodemtärme nimmt nicht allein die Verzwei ung und Ausbildung, londern auch die Tä-igkeit
der Wurzeln in bezug auf Wafler- bzw. Nahrltoffaufnalime wefentlich zu. Erhöhte Bodenwarme
wirkt auch auf die Saftbewegung innerhalb der Pflanze, indem fie die Blattätigkeit und nament-
licli die Verdunltung des Waffeis durch die Blätter belclileunigt. Die Bodentemperatur fpielt
zumal eine wichtige Rolle bei dim Keimen der Samen und dem Erwachen der Vegetation im
Frühjahr. Je nach der Ptlanzenart lind die Anlprtiche an die Bodentemperatur verichieden.
Das Gedeihen der Pflanzen ift ferner fo lange nicht gelichert, als ihnen die erforderlichen Waffer-
mengen nicht zu Gebote ftehen. Mit lteigeildem Waffergehalt des Bodens nimmt die Produktion
an organiicher Subftanz in einem bedeutenden Grade bis zu einer gewilfen mittleren, für die
verlchiedenen Pflanzenarten und Kulturen verfchitdenen Grenze zu, libtT welche hinaus bei
weiterer Erhöhung des Waltervorrates im Boden der Ertrag eine ltetige Verminderung erleidet,
bis fchließlich bei vollltändigem Erfülltfein des isodens das Wachstum der Laiidpflanzen faft voll-
ltändig beeinträchtigt wird. Der phylikal fchen Beichaffeiiheit des Erdreiches kommt ferner eine
wichtige mittelbare Wirkung auf das Pllanzenleben zu durch Beeinfluffung der chemilchen
Prozeife, die die Bildung ailimilierbarer Nährltofte zur Folge haben. Der Verlauf der Verwit-
terung ungelöfter Minerallioffe, vorzüglich aber der Zerletzung der im Boden vorhandenen
orgaiiilchen Subltanzen ift Wefentlich von der Bodenwärme und Äeuchtigkeit fowie vom Zutritt
der Luft beherrlcht und vollzieht lich je nach dielen äußeren Bedingungen in fehr vericiiledener
Weile. Von Kleinigkeiten abgefehen, laflen die Vorgänge bei der Zerfetzung der organilthen
Stoffe nach zwei Richtungen Llnierfchiede erkennen, die vornehmlich durch die Gegenwart oder
Abwefenheit des Saueriioifs bedingt und dadurch gekennzeichnet lind, daß in dem einen Fall
Oxyd.itions-, in dem andern Fall Reduktionsprozeffe beginnen. Man unterlcheidet danach einer-
feits Verwcfung, anderteits Fäulnis. im eilten Fall verflüchtigt lich die organilche Subllanz
unter Bildung von Kohlenfäure, Waffer und Ammoniak unter Zurücklaffung der Alchenbeitand-
teile in meiii löslicher Form, im letzteren Fall ilt uie Vertlüchiigung der organiicheii Stoffe
ganz geringfügig; diefelben bilden eine fchwer zerletzbare tortalinliche Maffe, die die liickliolf-
haliigen und mineralilchen Beftandteile in einer den Pflanzen meift unzugänglichen Bindung
einfchiießt. Beide Vorgan e tiiid an die Tätigkeit von Mikroorganismen gebunden. in dem
der Luft zugänglichen Boden findet Verwelung, in undurchlälügem Boden l-äutnis ltatt. Die