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Belezwfztungsgrundfdlze
es fich, warum a heller erfcheint als a', diefer heller als e. Wir haben demnach in der Oeff-
nung des Strahlenkegels, d. h. in dem Winkel, den die Linien miteinander bilden, die von dem
beleuchteten Punkte nach den Kanten der Fenfteröffnung hin gezogen werden können (Licht-
winkel), ein Kriterium für die Helligkeit des betreffenden Punktes. Nimmt man einen
Punkt an der Fenfterwand, fo wird diefer Lichtwinkel zu Null; folch ein Punkt würde dem-
nach abfolut dunkel fein, wenn er nicht durch Reflexion der hellen Wände Licht
empfinge. Es iit aber klar, daß nicht nur die dunkle Fenfterwand fondern jeder andere Punkt
im Zimmer folches reflektierte Licht von den Wänden bzw. Decke und Fußboden empfangen
wird. Jeder Punkt des Zimmers (die Fentterwand ausgenommen) wird demnach von zwei ver-
fchiedenen Lichtmaffen getroffen werden: 1. von dem direkten Lichte des blauen Him-
mels, deffen Menge um fo größer, je größer der Flächeninhalt des zur Wirkung kommenden
l-limmelsgewölbetiückes ift; 2. von dem reflektierten Licht der Wände, deffen Verhältniffe
komplizierter Natur lind.
Nach dem Gefagten ift die Helligkeit direkt proportional der Größe der durch die Fenfter-
öffnung fichtbaren Himmelsfläche, wächft alfo mit dem Quadrate der Liniendimention des Fen-
fters und nimmt nach dem photometrifchen Grundgefetze mit dem Quadrate der Entfernung
vom Fenfter ab.
Für Schulbeleuchtung muß die Forderung erfüllt werden, daß das Licht von links nach
rechts gerichtet ift. Es darf alfo nur eine Raumwand mit Fenftern verfehen fein. Daraus ergibt
fich die Unmöglichkeit einer gleichmäßigen Raumbeleuchtung. An hellen Tagen iß die Be-
leuchtung in der Nähe des Fenfters 400-500 Lux, in 7 m Abttand nur 5-45 Lux. Günltig
ift es für die Verteilung der Beleuchtung, wenn die Fenfter mit der Wandfläche abfchneiden
und nicht in einer Nifche ftehen. Weiter follen die Fenfter hohe Brültungen und eringen
Abftand von der Decke haben. Giinltig ifl es, die unteren Teile der Fenfter mit weiäen Vor-
hängen zu verfehen oder zu mattieren oder weiß zu ttreichen. Grundbedingung aber ift, daß
man von jedem Platz im Zimmer ein Stück freien Himmels fieht, das, vom Fenftertturz fenk-
recht nach unten gemeffen, mindeftens 30 cm breit fein foll. Hat ein Fentter keinen direkten
Lichteinfall, wie es in tiefen Lichthöfen oft der Fall ift, fo ift die einzige Lichtquelle das von
den gegenüberliegenden Hauswänden reflektierte Licht. Man verbeffert die Beleuchtung in
folchen Fällen, indem man Reflektoren unter 45" zur Hauswand geneigt anbringt. Die Reflek-
toren find entweder verfpiegelte Flächen, die das durch den Schacht vertikal einfallende Him-
melslicht horizontal in das Zimmer reflektieren, oder es betteht die Fläche aus difpers zer-
Itrletilenden oder total reflektierenden Teilen (Luxferprismen), welche dann als Selbftleuchter
er c einen.
Von großer Bedeutung itt die Anwendung der Beleuchtungsgrundfätze auf die Anlage
von Beleuchtungen mit künitlichem Lichte. Da heute die elektrifche Beleuchtung vorherrfcht,
ift die Möglichkeit gegeben, die aufgeftellten Grundfätze in der Praxis retilos auszuführen. Filr
Innenräume kommen drei verfchiedene Methoden zur Anwendung: die direkte, halb indirekte,
indirekte Beleuchtung.
Bei direkter Beleuchtung fällt das Licht der Lampe direkt auf den Arbeitsplatz,
beihalb indirekter wird teils direktes, teils reflektiertes Licht verwendet, bei indirekter
ift die Lichtquelle felbft gegen den Arbeitsplatz abgeblendet, und es gelangt nur reflektiertes
Licht von Wänden und Decken zu demfelben.
Während direkte Beleuchtung wegen der fchweren, von jeder vorhandenen Lampe erzeugten
mehrfachen Schlagfchatten beim Lefen, Schreiben, Zeichnen ungiinflig ift, ilt auch die ganz
indirekte, vollkommen fchattenlofe Beleuchtung für viele Zwecke aus dem Grunde unzweck-
mäßig, da die Orientierungsmöglichkeit linkt und bei vielen Arbeiten, wie Gravieren, Weben,
Satzarbeit, eine Unterfcheidung von Einzelheiten nur durch Schattenbildung möglich ift. Die
größte Verbreitung genießt daher die halb indirekte Beleuchtung, bei welcher das Licht der
Lampe fowohl den Arbeitsplatz als auch Decke und Wände trifft, fo daß direktes und reflek-
tiertes Licht {ich fummieren.
Unter Bedachtnahme auf die befprochenen allgemeinen Beleuchtungsgrundfätze hat der
Verband deutfcher Elektrotechniker im Jahre 1910 Normalien für die Beurteilung der Beleuch-
tung herausgegeben. Als Maß der Beleuchtung im Freien und in Innenräumen wird die mitt-
lere Beleuchtung in einer horizontalen Ebene in 1 m über Bodenfläche, als Ungleichmäßigkelt
der Beleuchtung das Verhältnis der maximalen und minimalen Beleuchtung in diefer Ebene
feftgelegt. Von diefen Normen müffen Ausnahmen gemacht werden, wenn es {ich etwa um
Beleuchtung fenkrechter Reißbretter in einem Zeichenfaal oder um eine Gemäldegalerie handelt,
in welcher die Wandbeleuchtung, oder um eine Gießerei, in welcher die Bodenbeleuchtung
maßgebend ift.
In den nachfolgenden Tabellen find die vom Vereine aufgeftellten Angaben über die ge-
bräuchliche Stärke der mittleren Horizontalbeleuchtung für die wichtigften Fälle enthalten.
Bemeffung der Straßenbeleuchtung:
Art der Straße!
Mittlere Horizontal-
beleuchtung 1 m über Boden
Lux
Auihängehöhe
m
Lampenabftand
in der Straßenrichtung
Großflädtifcher Hauptplatz
Hauptftraßen
Mittlere Straßen
Nebenüraßen
40
30-
30-
30-