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Ätzfarben
beizen hergettellten Färbungen gelingt bei einigen Alizarinfarbttoffen (Rot, Orange, Granat,
Braun, Grün), ferner Gallein, Zoerulein, Solidgrün auch mit einer Chloratätze.
d) Aetzen der {ubftantiven Baumwollfarbftoffe (Salztarben). Zum Weiß-
ätzen verwendet man heute fait ausfchließlich die Hydroiuifit-Präparate (f. Als Buniätzfarben
dienen batifche Farbltoffe, die man mit Tannin und der Aetze gemifcht aufdruckt. Nach dem
Druck wird kurze Zeit gedämpft, durch Brechweinftein paftiert und gewafchen.
e) Aetz en vo n In d i go f ä rb u n gen. Die früher gebräuchlichfte Methode ift die Chromat-
ätzung (Camille Koechlin 1869), bei der Chromfäure durch eine Säurepaffage aus einer ver-
dickten, aufgedruckten Alkalichromatlöfung freigemacht wird. Ein weientlicher Vorteil der
Chromatätze befteht in der Möglichkeit, durch diefelbe auch lebhafte Buntätzen auf Küpenblau
zu erzeugen. Die in Betracht kommenden Pigmente tind die Mineralfarben und eine Reihe fäure-
und chrombettändiger Farbltofflacke, die {ämtlich mittels Albumins fixiert werden. Nach dem
Aufdruck und Trocknen pafiiert die Ware das 60" warme Schwefelfäure-Oxalfäurebad, wird dann
gut gewafchen und getrocknet. Das Aetzen von Indigofärbungen wie auch von Fär-
bungen mit gewiffen lndanthrenfarbltoffen hat durch das von Rein kin g und H olt aufgefundene
Leukotropverfahren in neuerer Zeit eine wefentliche Verbefferung und Vereinfachung
erfahren. Diefes zu großer praktifcher Bedeutung gelangte Verfahren beruht auf dem Umttande,
daß die durch Formaldehydfulfoxylate entflehenden Leukoverbindungen indigoider und ein-
zelner Indanthren-Farbftoffe unter dem Einfluffe von zugefetzten organifchen Ammoniumver-
bindungen in haltbare, zum großen Teil gelbgefärbte Verbindungen übergeführt werden, die je
nach der Art des Leukotrops (O oder W) in Waffer unlöslich oder löslich {ind und daher in
letzterem Falle durch nachträgliches Wafchen leicht aus der Fafer entfernt werden können.
Das lndigoweißderivat ift noch echter, wenn die Reaktion bei Gegenwart eines Schwermetalls,
am betten Zinkweiß, ausgeführt wird. Bei Verwendung von Leukotropen aus tertiären Aminen
mit Benzylchlorid wird {tets ein gelber Körper erhalten; es läßt {ich {o alfo nur eine Buntätze
durchführen, während beim Thioindigo ein farblofer, in heißem Waffer löslicher Körper erhalten
wird, alfo eine Weißätze durchführbar ift. Letztere läßt {ich bei vielen Küpenfarbttoffen unter
Verwendung von Benzylchloridfulfonfäure (L eu kotro p W) erreichen, wodurch ein fehr betriebs-
{icheres Weißätzverfahren ermöglicht wird. Die unlöslichen Azofarben können auch zur Illu-
mination des lndigoätzartikels verwendet werden Für diefen Zweck wird der lndigoftoff naph-
toliert, mit der die Diazoverbindung enthaltenden Chromatfarbe bedruckt und hierauf im Säure-
bade geätzt. Von den Diazoverbindungen ünd dazu geeignet die des Aminoazobenzols (Elb ers)
und des Paranitroanilins (Höchfter Farbwerke). Die Pruffiatätzmethode, die
{ich in Anlehnung an das urfprüngliche Mercerfche Verfahren auf den Aufdruck einer verdickten
Löfung von rotem Blutlaugenfalz und nachfolgende Paffage durch Natronlauge gründet, aber
ebento wie die Chlorat- und Chromatätze an Bedeutung erheblich eingebüßt hat, geltattet nur
das Aetzen von hell- und mittelblauen Indigofärbungen. Kombiniert man diefe Methode mit
der Erzeugung unlöslicher Azofarben, fo kann man auf diefem Wege lebhafte und echte Bunt-
ätzen auf lndigogrund erzielen. Anwendbar {ind hierbei die aus p-Nitranilin, m-Nitranilin,
Nitrotoluidin und a-Naphtylamin erhältlichen Diazoverbindungen. Der indigoblaue Stoff wird
mit Naphtolgrundierung geklotzt, getrocknet, mit der Aetzfarbe-i- Diazoverbindung bedruckt,
10 Sekunden durch das kalte Laugenbad (140 Be) paftiert, gewafchen und getrocknet.
f) Das Aetzen der auf der Fafer erzeugten unlöslichen Azofarben gefchieht
heute faft nur noch mit Hilfe der Hydrofulfitätzen (Rongalit C, Hydrofulfit NFcona, Hyraldit
C extra), nachdem {ich gezeigt hat, daß anfcheinend indifferente, katalytiich wirkende Zufätze
geringer Mengen von reduzierbaren und leicht reoxydabeln organifchen Verbindungen, wie
Anthrachinon (mit wenig Natronlauge [Sünder]), Indulinfcharlach, Patentblau, Rodogen MLB
zur Druckfarbe die ätzende Wirkung wefentlich begünitigen. Ueber die früher üblichen Aetz-
methoden tei kurz folgendes bemerkt:
1. Zinnätzung. Die auf der Fafer erzeugten unlöslichen Azofarben wideritehen in
hohem Maße der Einwirkung konzentriertefter Zinnoxydulätzen. Es gelang erft Henri Schmid
im Jahre 1896 durch Hinzufügen gewiffer Subftanzen, die eine kräftige Löfungswirkung
auf diefe Farbftoffe ausüben, zur Zinnätze, rein weiße und bunte Aetzeffekte zu erzielen. Das
Verfahren wurde von den Höchfter Farbwerken zur Ausbeutung übernommen.
2. Alkali-Glukofeätzung. Sie dient, nach einem der Firma Schlaepfer, Wen-
ner 8: Co. in Salerno erteilten Patent Nr. 98796 auf ein von Züblin und Zingg
entdecktes Verfahren), zum Aetzen von Paranitranilinrot mittels Traubenzuckers und ftarker Natron-
lauge bei Gegenwart von Glyzerin, Phenolen und ähnlichen Stoffen.
3. Die wichtigfte Anwendung der oben erwähnten Hydrofulfit-Präparate in der
Druckerei ift durch das energifche Reduktionsvermögen, das erlt beim Dämpfen zur Geltung
gelangt, für die Bereitung von Aetzfarben gegeben; außerdem aber gelingt es auch mit diefer
Verbindung, lndigodruckfarben herzuftellen, die bei guter Haltbarkeit den direkten Druck von
lndigo auf nicht präparierter Ware mit nachfolgendem Dämpfen geftatten. Die Bereitung der
Aetzfarben gefchieht in der Weife, daß das Hydroiulfit, entweder direkt oder nach Zuiügung
von Waffer auf dem Wafferbade durch Erhitzen gelölt, der Verdickung zugefetzt wird. Bunt-
ätzen erhält man durch Zufatz von {olchen Farbitoffen zur Druckfarbe, die der Reduktions-
wirkung auf die Dauer gut widerftehen können. Die mit den Aetzfarben bedruckten Stoffe
werden getrocknet, im Mather-Platt-Dämpfkaften 1-3 Minuten gedämpft und gewafchen.
g) Aetzen der mit Schwefelfarbftoffen hergeltellten Färbungen. Von
den übllChEn Reduktionsätzen wirken nur die Hydrofulfite auf die mit Sulfinfarbttoffen herge-
üellten Färbungen, dagegen läßt {ich die Oxydationsätze gut verwenden, und es bedarf die für
lndigo bisweilen noch gebräuchliche Chloratätze keiner weientlichen Veränderung, um für die
Sulfinfarben dienen zu können. Sie fetzt {ich demgemäß zufamnlen aus Verdickung, chlorfaurem