Arbeiteryiedelungen
Arbeitsdiagramm
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Während man unter Arbeit die gelieferte Energiemenge fchlechtweg verfteht, unabhängig
von der Zeit, in der Iie geliefert wurde, verfteht man im Unterfchied dazu unter Leiftung
die in der Zeiteinheit umgefetzte Energiemenge. Bezeichnet man alfo die Arbeit mit L, die
Leiitung mit N und die Zeit mit t, fo ift Nz-I; oder L :N- t; ändert fich die Leiftung, alfo
die Intenfität des Energieumfatzcs im Verlauf der in Betracht gezogenen Zeit, fo itt dL : N- dt,
alfo LIjN-dt.
Um einen Hochbehälter vollzupumpen, ift eine gewiffe Arbeit nötig; die kleinite Pumpe
kann fie liefern, wenn man ihr Zeit läßt. lft aber die Bedingung geftellt, der Behälter folle in
gegebener Zeit gefüllt fein, fo ift damit die Leiftung der Pumpe und ihre Größe be-
Ilimmt. Eine bettimmte Arbeit wird von der Mafchine großer Lelitung in kürzerer Zeit voll-
bracht als von der kleineren Mafchine. Man bezahlt an das Elektrizitätswerk eine Monats-
rechnung über die im Verlauf des Monats gelieferte Arbeit von L kwfst; der Zähler muß für
die höchftens entnommene Leiltung von_N kW ausreichen.
Einh eiten der Arbeit lind das Meterkilogramm, die Kalorie. Einheiten der Leiltung find die
Pferdeftärke, das Kilowatt. Man kann aber auch die Leiftung in Meterkilogramm pro Sekunde,
Kalorie pro Sekunde (mkglsec, calfsec) angeben, umgekehrt die Arbeit in Pferdekraftftunden,
Kilowattftunden (PS xst, kWxst). Die Schreibweife: im ertten Fall Bruchftrich, im zweiten
Fall Multiplikationszeichen, ift zwingend. Vgl. Einheiten und Maßfyftem, technifch es.
Die Meffung der Arbeit und Leiftung erfolgt entweder mechanifch aus den Ele-
menten: Kraft, Weg und Zeit oder Drehmom ent (f. d.) und Umlaufgefchwindigkeit. S. hierüber
Meßmethoden, dynamometrifche. Oder man mißt Arbeit und Leiftung in Geftalt einer
andern Energieform, in die man fie {ich verwandeln läßt: als elektrifche Leiftung der von einer
Kraftmafchine angetriebenen Dynamomafchine oder des eine Arbeitsmafchine antreibenden
Elektromotors (f. Meffungen , el ektri fch e), auch als Wärme, die in einer Flüfligkeitsbremfe
frei wird (LBremsdynamorneter). Bei Kolbenmafchinen kann man die indizierte Leiltung
auch mittels des Indikators beftimmen (f. Indikator, Indizierte Leiftung). A. Grumber;
Arbeiterfiedelungen (Arbeiterkolonien) werden entweder als Werk-
f iedelungen (f. d.) in der Nähe induitrieller Werke von deren Leitung errichtet,
um dem Betriebe einen dauernden Stamm von Arbeitern zu üchern, oder als Klein-
hausfiedelungen (f. d.) allgemeiner Art von gemeinnützigen Gefellfchaften
und Bauvereinen oder auch von der politifchen Gemeinde angelegt. Stübben
Arbeiterfiedelungen, im weiteren Sinne: planmäßig angelegte Nieder-
laffungen für Arbeiter oder Arbeiterfamilien, vielfach auf gemeinnütziger Grund-
lage errichtet mit dem Ziel der Ermöglichung des Grundeigentums-(l-läuferJErwerbs
durch die Bewohner. Im engeren Sinne: ländliche Niederlaffungen zu vorüber-
gehender, aber doch eine längere Zeit andauernder Befchäftigung arbeitswilliger
und arbeitsfähiger Arbeitslofer.
Nach früheren, ohne nachhaltigen Erfolg verlaufenen anderweitigen Verfuchen in Deutfch-
land, Holland und Frankreich wurde der edanke der Gründung von Arbeiterkolonien (im
engeren Sinne) von Paftor v. Bodelfchwingh mit der im Jahre 1882 erfolgten Gründung der
Kolonie Wilhelmsdorf bei Bielefeld wieder aufgenommen. Auf den Arbeiterkolonien foll den
arbeitswilligen und arbeitsfähigen Arbeitslofen neben fittlicher Hebung die Möglichkeit einer
entfprechenden, vorwiegend land- oder forftwirtfchaftlicheri Befchäftigung bis zur Erlangung
anderweitigen geordneten Fortkommens gewährt werden. Sie find fo ein nicht zu unterfchätzen-
des Mittel zur Bekämpfung des Vagabundentums. Die Aufnahme in die Kolonie beruht (wenig-
itens im Grundfatz) auf freier Entfchließung, ift alfo wohl zu unterfcheiden von der Einweifung
in eine Zwangsarbeitsanftalt, Arbeitshaus u. dgl. Zurzeit faft über ganz Deutfchland verbreitet,
erfreuen {ich die Arbeiterkolonien, durchweg private Wohltätigkeitseinrichtungen, weitgehender
öffentlicher, namentlich auch itaatlicher Förderung und Unterftützung, insbefondere auch durch
finanzielle Beiträge. Zur Wahrnehmung ihrer gemeinfamen lntereffen haben {ich die Vereine für
Arbeiterkolonien zu einem Zentralverband der Arbeiterkolonien zufammengefchloffen. Ver-
bandsblatt itt ,Der Wanderer", zugleich Organ des Gefamtverbandes der Verpflegungsftationen
(Wanderarbeitsftätten) und des deutfchen erbergsverbands. Die Arbeiterkolonien gewährten
urfprünglich nur Perfonen männlichen Gefchlechts Aufnahme, fpäter wurden auch Kolonien
für weibliche Perfonen gegründet. Auf einzelnen Arbeiterkolonien wurden Trinkerheilttätten
eingerichtet, auch ging man an die Gründung fogenannter l-leimatkolonien, die das Ziel
dauernder Anfiedlung der Koloniften verfolgen. Von befonderer Wichtigkeit ift, um die Wieder-
einführung der Koloniften in fefte Arbeitsftellen zu ermöglichen, die Verbindung der Arbeiter-
kolonien mit den Organen der Arbeitsvermittlung (Arbeitsnachweifen ufw.).
Literatur: Die Protokolle der ordentlichen Sitzungen des Zentralvorttandes deutfcher Ar-
beiterkolonien, die Statuten und Jahresberichte der einzelnen Vereine für Arbeiterkolonien, die
Zeitfchrift ,Der Wanderer". Ferner Artikel ,Wanderarbeitsftätten' in Bd. 8 des Handwörterbuchs
der Staatswiffenfchaften, herausgegeben von Conrad, Elfter, Lexis und Löning, 3. Aufl., Jena
1911. Dafelbft auch ausführliche Literaturangabe und kurze Ueberticht über die auf die Errichtung
von Arbeiterkolonien oder ähnlichen Einrichtungen gerichteten Bettreburigen in außerdeutfchen
Staaten. Kähler
Arbeitsdiagramm. Jede Zuftandsänderung der Arbeitsflüftigkeit einer Wärme-
kraft- oder Kältemafchine kann in zweierlei Weile zeichnerifch dargettellt werden.