Ammoniakfalz
Ammonium
133
Es fließt insbefondere aus dem Wurzelfchopfe und wohl auch aus den übrigen ober-
irdifchen Teilen der Pflanze freiwillig aus, wahrfcheinlich infolge von Verwundungen durch
Tiere Die mit dem Harze bedeckten Pflanzen werden nach Bombay gebracht, wo
erft das Harz von den Pflanzenteilen abgetrennt und fortiert wird. Die wichtigtie Sorte iit das
Körnerammoniakharz (Ammoniacum in granis), das aus einzelnen, rundlichen,
hirfekorn- bis nußgroßen, außen gelblichweißen bis blaßbräunlichen, innen bläulichweißen,
opalartigen und wachsglänzenden Körnern betteht, die fchon in der Handwärme erweichen
und daher häufig in der Droge zufammengekittet find. Spez. Gew. 1,2; Gefchmack bitter,
fcharfwidrig; Geruch eigentümlich balfamifch, unangenehm. Eine unreine Sorte itt das
Kuchenammoniakharz (Ammoniacum in massis), große, bis 600g fchwere, braune,
meift weichere, im Innern oft klebrig-fchmierige Stücke, in deren dunkler, grünlichbrauner, mit
Erde, Sand und Pflanzenteilen verunreinigter Grundmaffe hellere Körner eingebettet find. Mit
Waffer gibt Ammoniakharz eine weiße Emultion, mit konzentrierter Schwefelfäure erwärmt eine
dunkelblutrote Flüftigkeit; der wäfferige Auszug färbt üch mit Eifenchlorid rot, die alkoholifche
Löfung gibt mit konzentrierter Schwefelfäure eine klare, morgenrote Flüffigkeit. Weder mit
Aetzammoriiak noch mit kauftifchem Kali (nach Behandlung mit Schwefelfäure) läßt {ich eine
Fluorefzenzerfcheinung hervorrufen, wodurch die Abwefenheit des Umbelliferons, eines Be-
ftandteiles der nächitverwandten Harze (z. B. des Galbanum), angezeigt wird. Ammoniakharz
befteht aus ca. 70 "[0 gefchmacklofem Harz, der Rückftand enthält ätherifches Oel (ljsojo), Gummi
(dem arabifchen Gummi fehr ähnlich Pektin und gegen 1010 Afche. Es kann nur in der
Kalte gepulvert werden; das Pulver foll über Kalk in Blechbüchfen oder in Wachspapierbeuteln
in einer Trockenkammer aufbewahrt werden Gegenwärtig wendet man behufs Reinigung
und leichterer Pulverifierung ein befonderes Verfahren [4] an. 10 kg werden mit 2,5l Alkohol
iibergoffen, im Dampfbade erwärmt und 12 Stunden beifeitegeltellt; hierauf wird die Maffe ge-
knetet, auf 40" erwärmt, nochmals mit 21j2l Alkohol verfetzt und das Ganze durch ein Sieb
gepreßt; fchließlich wird eingedampft. Dieies Gummi resina Ammonia cum expurgatum
eignet flCh für die praktifche Verwendung weit beffer. Ammoniakharz wird pharmazeutifch zu
Pflaftern, in der Technik als Zufatz zu Kitten verwendet Aus Marokko kommt das fege-
nannte afrikanifche oder marokkanifche Ammoniakharz (früher Thymiama ge-
nannt) in den Handel, das von Ferula tingitana L. Itammt und Umbelliferon enthält
(Fluorefzenzerfcheinung). Für die Technik ift es ohne Bedeutung.
Literatur: [l] Vigier, Gommes resines des Ombelliferes, Paris 1869. [2] Wiesner, Roh-
ftoffe des Pflanzenreiches, 3. Aufl., Bd. l, S. 202-206, Leipzig. [3] Die Pharmakognofien von
Flückinger, Vogl, Wigand, Moeller u. a. [4] Tfchirch, in Moeller-Geißlers „Realenzyklopädie
der gef. Pharm.', 2. Auf1., Bd. 1, S. 535-538, Wien 1904. [5] Frifchmuth, M., Unterfuchungen
über das Gummi des Ammoniak-, Galbanum- und Myrrhenharzes, Dorpat 1892, Inaug.-DitT.
[6] Tfchirch und Luz, Archiv der Pharmazie, Bd. 233, S. 540 (1895). (r T. F. Hanuufek) Fünfjtück
Ammoniakfalz, in der Landwirtfchaft fchlechtweg fo genannt, ift immer
fchwefelfaures Ammoniak und nächit dem Chilifalpeter das wichtigfte der käuf-
lichen Stickftoffdüngemittel.
Es wird aus der Steinkohle als Nebenprodukt bei der Leuchtgasfabrikaiion und ferner auch
bei dem Betriebe der Kokereien und Hochöfen gewonnen. Neuerdings lind Verfuche gemacht,
auch aus dem Seefchlick und aus dem Torf Ammoniak darzuitellen. Das {ich bei der trockenen
Deitillation der Steinkohle bildende Ammoniak wird in Schwefelfäure aufgefangen und krittalli-
fiert dann beim Eindampfen als fchwefelfaures Ammonium heraus. Die Tatfache, daß {ich kohlen-
faures Ammoniak und Gips bei Gegenwart von Waffer unter Bildung von fchwefelfaurem
Ammoniak umfetzen, ift bei der Herftellung von Ammoniakfalz ausgenutzt worden. Nach dem
Verfahren arbeitet die Bad. Anilin-undSodafabrik in Leuna, indem iie in einen wäfferigen
Gipsbrei das auf fynthetifchem Wege gewonnene Ammoniak und die im Betriebe gewonnene
Kohlenfäure leitet. Die Wirkung des Stickftoffs im Ammoniakfalz ift nach Paul Wagner : 90,
wenn man die des Chilifalpeters : lOO fetzt, während die des organifchen Stickitoffs nur 65
iit; in einem kalkhaltigen, warmen Boden iteht er dem Salpeterttickfroff nicht nach.
Literatur: Wagner, Paul, Die Stickitoffdüngung der landwirtfchaftl. Kulturpflanzen, Berlin
1892; Arbeiten der Deutfchen Landwirtfchaftsgefellfchaft, Heft 80; Muhlert, F., Die Induttrie der
Ammoniak- und Zyanverbindungen, Leipzig 1915; Oft, H., Lehrb. d. chem. Technologie, Leipzig
1924. Hßfellwß"
Ammoniakfuperphosphat, Gemifch von Ammoniakfalz und Superphosphat,
in welchem dem Boden Stickttoff und Phosphorfäure in leicht aufnehmbarer
Form gleichzeitig gegeben werden.
Die Darftellung befteht nur in einem möglichft forgfältigen Mifchen der beide Grundftoffe
enthaltenden Düngemittel durch den Desintegrator. Gewöhnlich ünd drei Sorten im Handel:
Nr. I mit Qofo Stickiioff und 90A, löslicher Phosphorfäure v
. ll 7 . . . 9 , . .
, Ill , 5 , , , 10 „ , , Ilufelhof
Ammonin, Wafchmittel aus Soda und einem in verdünnten Säuren unlös-
lichen Beitandteil,_Bimsitein oder Schlacke; auch Gemifch aus Soda, Kalzium-
iilikat, Kalziumfulfit oder Natriumlilikat, Kalziumkarbonat und Kalziumfulfit.
Ammonium oder Ammoii, NH4, eine in freiem Zuitande nicht bekannte,
itark batifche Atomgruppe, die in ihrem chemifchen Verhalten viel Ueberein-