XII.
Max Picard :
der Name
Das Goldgestaltertum der Quimbaya bleibt heute noch unendliches
Märchentum. Undeutbare Menschen kommen aus der Finsternis, der
Refrain ihres Herzens, die Goldlyrik ihres fernen Artistentums ist still.
Die Indianerin, vollkommen in goldenem Schmuck gehüllt, vom sagen-
haften Rio de la. Vieja erscheint wie eine Heilige, wie eine Patronin, be-
hutsam, folgsam, in verehrungswürdiger Adoration. Wie eine Liebes-
stimme, wie eine Hymne, wie ein Gebet im Wind der Kordilleren.
Strahlende Schönheit kommt zu den Ungeweihten, deren Sinne an
losen Zügeln sitzen.
Sebastian de Belalcazars und Juan de Ampudias Mannen entkleiden
die goldene Schwester, die arme Kreatur, das ruhmvolle Licht eines
gläubigen Lebens.
Aus der Miene dieser geduldigen historischen Miniature wurde
insgesamt die Axt an der indianischen Seele. Das Konzil ihres Todes
war da. Mit diesem Geschenk ging der Genius dahin.
„Sie sprechen mit dem Teufel". Was Schim pf sein sollte, war letzte
Weihe. Irgendein Häuptling heißt dort Estrella caida, „gefallener Stern",
in wundervoller Poesie. Auf dem Namen liegt der gleiche Schmelz der
Güte und Gedankennoblesse wie auf den kleinen klingenden Goldarbeiten.
Tänzerisch, glückselig schwingt sich eine Frömmigkeit zum Himmel.
Schlicht-vorbildliche Leistung erhascht unmittelbarste vertraute Dichtung
in der Umklammerung eines entrückten Pantheons. Die Sündhaftigkeit
westlicher Stundenzeiger schäumt hier nicht im Umkreis des schönen
Denkens. Ein unerhörter Luxus vollkommensten Geschmacks verziert
die kleinen Flaschen aus Gold, die die Gestalt stehender und sitzender
nackter Menschen annehmen und beinahe eine phantastische kunst-
gewerbliche Inschrift tragen könnten. Die Linien verlaufen ruhig, man
verspürt eine Liebkosung des Gegenstandes, den gesättigten Adel eines
Mirakelspiels, sie sind nicht so unentwirrbar wie die aufregende Emp-
Endung pittoresker Begegnungen in Mexiko und Peru. Ein verzückter
Materialismus, der den zarten Duft schlafender Askese atmet und der