des alten fürstlichen Gebiets und bei den für ihre Herrschaft im Rheintal fürchtenden
Appenzellern erhob sich gegen den Klosterbau mächtiger Widerspruch, zu dessen tat-
kräftigen Vertreter sich der gallische Bürgermeister Ulrich Varnbüler aufwarf, der es
endlich zuliess, dass bewaffnete Haufen von St. Gallern, Appenzellern und Rhein-
talern unter Führung des leidenschaftlichen Landammans Hermann Schwendiner am
28. Juli 1489 den grössten Teil der Gebäude in Brand setzten und zerstörten und das
Kloster ausplünderten) Unter dem Schutz der vier eidgenössischen Schirmorte des
Klosters: Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus, setzte jedoch Abt Ulrich seine Rechts-
ansprüche am 15. Februar, 16. März, 7. und 10. lVIai 1490 durch und griff den Bau aufs
neue mit allem Eifer auf, so dass zunächst die Kapelle des Kapitels mit drei Altären
und der Kreuzgang zum Teil wieder aufgebaut werden und noch am 23. September
des gleichen Jahres eine Weihe stattfinden konnte? Der übrige Neubau erstreckte sich
bis zum Jahre 15293 Die einschlägigen Quellen geben keine Kunde mehr von Erasmus
Grasser, vor allem auch nichts darüber, 0b der Meister von Abt und Konvent, wozu
doch der durch den "Klosterbruch" verursachte Schaden genügend Anlass gegeben
hätte, nochmals nach Mariaberg gerufen worden wäre.
Das Kloster Mariaberg, jetzt Sitz einer kantonalen Lehrerbildungsanstalt, lässt.
noch heute in seinem Grundriss die alte klaustrale Anlage erkennen, wie sie im wesent-
lichen die Schöpfung derÄbte Ulrich (1463-1491), Gotthard (1491-1504) und Fran-
ziskus (1504-1529) darstellte. Aus der Zeit Abt Ulrichs rührt freilich von aufgehendem
Mauerwerk nur ein sehr kleiner Teil her. Da jedoch überliefert ist, dass vor dem Kloster-
sturm am 28. Juli 1489 bereits „achtzig Zellen mit Kapellen und Kreuzgängen" fertig
standen und schon im folgenden Jahre der Bau wieder mit solchem Eifer aufgenommen
wurde, dass der Kapitelsaal und der Kreuzgang zum Teil fertiggestellt werden konnten
-eine Weihe am 23. September 1490 istwohl auf den Kapitelsaal mit seinen drei Altären
zu beziehen so wird man mit Recht annehmen können, dass die heute noch bestehende
Grundrissanlage im wesentlichen auf Erasmus Grasser zurückgeht4 (Taf. LXXXII).
Danach legen sich die Gebäude in der üblichen mittelalterlichen Weise um einen
rechteckigen Hof, der von Ost nach West etwa 42,5 m, von Nord nach Süd 35 m misst.
Um den Hof läuft der Kreuzgang, an den sich-der Südtrakt ausgenommen die
eigentlichen Klosterbauten anschliessen. Dieser Südseite entlang sollte sich jedenfalls
ein Anfang wurde nie damit gemacht der Bau der Klosterkirche erheben.
Die ursprüngliche Bestimmung der einzelnen heute noch vorhandenen Räumlich-
keiten mit Sicherheit festzustellen, ist nur bei einem Teil möglich.
Der alte Eingang zum Kloster lag an der Westseite und führte durch einen mit einer
Tonnendecke überwölbten Gang zu dem Kreuzgang. Nach Analogie anderer ungefähr
gleichzeitiger mittelalterlicher Klosteranlagen war der Raum nördlich dieses Eingangs-
338 ff.
Hardegger, Chronik S. 74. Vadianus S. 338
Nüscheler a. a. O. S. 144.
Hardegger, Mariaberg S. 34.
Siehe die Risse ebenda. Auch unsere "Tafel
LXXXII
ist.
H a rdegge 1',
Mariaberg,
entlehnt.