Kapitel.
Der chinesische Mischstil stellte dem Formschatze der Torigruppe gegenüber eine
wesentliche Erweiterung dar, die sich, soweit es sich um die körperhafte Gliederung der
Bildmasse und um die plastische Auswertung der stofflichen Gegebenheiten handelte,
zugleich als eine Weiterbildung ansehen ließ (vgl. Tafel 29 mit 75, z mit 83). Dabei
aber waren die für die koreanischen Werke charakteristischen Formprobleme ganz in
den Hintergrundg getreten, was um so auffälliger ist, da beide Richtungen im Typus
der Kernbildung sich einander nähern. Weder die Rhythmisierung der Bewegungsgesten,
noch die malerische Auswertung der Oberflächen spielen bei den Werken des Mische
stiles eine formale Rolle. Diese Probleme, die bei den im 2. Kapitel zusammengestellten
Werken aktuell waren, treten nunmehr im Rahmen des reifen Suikostiles wieder ganz
entscheidend in den Vordergrund, so daß wir schon jetzt den Hinweis geben können,
daß dieser Spätstil im Wesentlichen die Weiterbildung der koreanischen Formprobleme
umfaßt. Wir haben allerdings in einzelnen Werken diesem Spätstil schon insofern vor,
gegriffen, als manche der besprochenen Werke zeitlich erst dieser Epoche angehören;
dabei handelte es sich aber um solche Werke, die nur eine gewisse Erweiterung, nicht
Neubildung der Formen, die sich aus dem jeweiligen Schulzusammenhang ergaben, auf,
wiesen (vgl. Tafel 31, 33, 62). In engerer Beziehung zu den Werken des Spätstiles stehen
aber einzelne Werke der letzten Gruppe (besonders Tafel 75), so daß wir die hier aufgestellte
Gruppe jeweilig durch die Spätwerke der voraufgegangenen Gruppen ergänzen müssen.
Für die Aussonderung dieser besonderen Gruppe aber blieb die hohe künstlerische Reife
und der umfassende Formschatz, der diesen Werken zugrunde liegt, maßgebend. Im Ver-
hältnis zu den frühen koreanischen Figuren, weisen auch diese, wie die Werke des Misch-
stiles im Verhältnis zum Toristil, eine wesentliche Veränderung des Formbildes auf und gew
langten zu Resultaten, die denen der vorigen Gruppe ähnlich, zugleich aber auch reifer und
einheitlicher sind. Diese Werke verkörpern die letzte Phase des reinen Suikostiles und
fassen gewissermaßen alle Formbegriife, die die frühen Stile getrennt und dogmatisch
entwickelt hatten, unter neuen formalen Gesichtspunkten zusammen. Mit ihnen erreicht
der frühe Stil des] 7. Jahrhunderts seine weitesten Grenzen. Nach der Mitte des Jahre
hunderts setzt dann jener grundsätzliche Umschwung der Formgestaltung ein, der eine
Veränderung im gesamten Empfinden und Sehen zur Voraussetzung hat.
Tafel 87 bis 109. Es sind vor allem die früher schon erwähnten sechs Lackfiguren
des Horyuji, in denen wir den reifen Stil der ausgehenden Suikozeit sich entwickeln
sehen. je zwei Figuren gehören als Paare zusammen. Die beiden ersten Paare (Tafel 87,
91 und 95, 99) werden jetzt in der Kura (Magazin) aufbewahrt, während das letzte
(Tafel 103, 106) auf dem hinteren Teil des Sockels der Trinität im Kondo steht. Es ist
Sehr zweifelhaft, ob die Figuren für diesen Platz bestimmt waren; jedenfalls kommen
sie, da sie zu weit rückwärts stehen und zu wenig isoliert sind,jbesonders in der erw
drückenden Nähe der Monumentalwerke nicht zur vollen Geltung. Trotz gewisser Ver-