VVechselbalg auf Erden. Hatte man aber einmal
Altnürnberg verballhornt, an allen Ecken des
deutschen Landes emporgiebeln, mit Kinkerlitzen
die schönen Städte verunstalten gesehn, so konnte
man ja auch zum italienischen Palazzo greifen; das
war aber das allerunanständigste, landschaftfeind-
lichste: kurz, Deutschland sollte verdorben wer-
den. Fünfzig Jahre erbärmlicher Häßlichkeit:
romanische Erinnerungskirchen, alexandrinische
Parlamentsgebäude, Mietkasernen in der Manier
von Versailles, Königsschlösser im Hochstapler-
geschmack wucherten, krampften sich aus dem
schlichtesten, gottergebensten Boden empor. Ein
Jammer ohne Ende, ein nie zu tilgendes Ver-
brechen gegen die erleuchten Vorfahren. Und
heute? Sind die Gründerjahre, die vorgründer-
jährige historisierende Gerümpelbauerei über-
standen? Überwunden bestimmt, aber überstan-
den noch lange nicht!
Die Wiederbelebungsversuche der Gotik zur Zeit
der Romantiker waren zuerst recht geschickt
angepackt oder ziemlich harmlos; erst die Be-
wegung für den Aufbau alter Münster, die sie
in die Wege leiteten, wurde schwer bedenklich.
Schließlich setzte man die Vollendung des Kölner
Doms durch: welches Verhängnis! So geht es
aber immer,l_ wenn Dichter sich mit bildender